Info-Veranstaltung am 23.05.2023

Dienstag 23.05.2023
19:00 Uhr
ZEU/0160/H
(George-Bähr-Straße 3, 01069 Dresden)

Wenn du Lust hast, die STAR genauer kennenzulernen, bieten wir eine öffentlichen Info-Veranstaltung an
In ca. 90 min. wollen wir dir hier Einblicke in unsere Verschiedenen Projekte geben und zeigen, wo und wie du mitmachen kannst.

Wir freuen uns auf dich!

Kongress der deutschen studentischen Raumfahrtgruppen 2021

Im vergangenen November begrüßte STAR Dresden erneut zum Kongress der deutschen studentischen Raumfahrtgruppen. Am Wochenende vom 5. bis 7.11. durften wir Gäste aus ganz Deutschland bei uns Willkommen heißen, um uns über gemeinsame Themen zu unterhalten, zu diskutieren, alte Freunde wieder zu sehen und neue Kontakte zu knüpfen.

Begrüßen durften wir über 60 Gäste aus ganz Deutschland. Vertreten wurden dadurch, zusätzlich zu STAR Dresden e.V., die Hochschulgruppen und Vereine:

  • KSat e.V. und HyEnD e.V. von der Universität Stuttgart
  • WARR e.V. von der TU München
  • TUDSaT e.V. von der TU Darmstadt
  • SeeSat e.V. von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg, Campus Friedrichshafen
  • WüSpace e.V. von der Universität Würzburg

Besonders freuen wir uns über die Gäste, die noch nicht teil etablierter Hochschulgruppen waren und sich für die Möglichkeit interessieren, selbst teil der Gründung neuer Gruppen zu werden.

Kongress der deutschen studentischen Raumfahrtgruppen 2021
Titelbild
©Lucas Krempel (WARR e.V.)

Die drei Tage des Kongress waren gefüllt mit Vorstellungsrunden, Plena und Diskussionsrunden und sollte raumfahrtinteressierten Studierenden aus ganz Deutschland eine Möglichkeit geben, sich über unterschiedliche Themen auszutauschen. Die Zielsetzung war dabei wie folgt:

  • Wie können Studierende die Repräsentation ihrer Interessen gegenüber Hochschulen und anderen Institutionen und/oder Organisationen/Firmen verbessern?
  • Die Grundsteinlegung eines Dachverbands der deutschen Raumfahrthochschulgruppen.
  • Den Kontaktaufbau und Austausch zwischen Gruppen, Vereinen und Individuen verschiedener Hochschulstandorte ermöglichen.
  • Interessierte Studierende an Hochschulstandorten, an denen es noch keine formelle oder informelle Gruppierung gibt, zur Gründung einer solchen motivieren.
  • Studierenden mit ähnlichen Interessen zum Netzwerken motivieren.

Während des Kongress konnten wir all diese Themen in Angriff nehmen und die Ergebnisse können sich sehen lassen! Während des großen Plenums am ersten Veranstaltungstag hatten wir Zeit, uns intensiv über die Thematik der Repräsentation der Interessen von Studierenden gegenüber von Hochschulen und anderen Institutionen und Organisationen/Firmen zu unterhalten und teilweise hitzig diskutiert. Zu Beginn wurden die Verbände Idaflieg (Verband der akademischen Fliegergruppen) und UKSEDS (der nationale studentische Raumfahrtverband des UK) angesehen und wie diese agieren und öffentlich wahrgenommen werden. Dies schuf eine Grundlage wie wir als Netzwerk der deutschen Raumfahrthochschulgruppen auftreten wollen und ob und wie wir uns ggf. zusammenschließen wollen, um ähnlich Strukturen aufzubauen. Anschließend wurde als Erstes die Möglichkeit der Kooperation mit Industriepartnern diskutiert. Dabei wurden Vorschläge eingebracht, was sich ein Verband von solchen Partnern wünscht und was er im Gegenzug dafür bieten kann. Es sind Ideen für Kooperationen entstanden, aber auch eine Leitlinie zu guten Grundsätzen bezüglich welche potentiellen Industriepartner mit Vorsicht zu genießen sind. Diese Ideen wurden dann im Laufe des Kongress am Samstag weiter ausgearbeitet (s.u.).
Die gleiche Diskussion wurde dann noch einmal mit Blick auf nicht kommerziell agierende Institutionen wie der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) oder dem Deutschen Zentrum für Luft-. und Raumfahrt (DLR) geführt.
Die Gäste waren überwiegend Studierende unterschiedlicher Hochschulen, weswegen besonders die Möglichkeit der Kooperation und engen Zusammenarbeit mit Hochschulen diskutiert wurde. Es gibt definitiv den Wunsch für solche Kooperationen, jedoch wurde klar betont, dass ein Dachverband keinem Professor, keiner Professorin und auch keinem Institut unterstehen soll und eine unabhängige, von Studierenden gegründete Organisation sein sollte. Die einzelnen Mitglieder des Dachverbands sind dabei souverän dafür verantwortlich, wie stark sie in Kooperation mit ihren Hochschulen arbeiten.

Am Samstag, dem zweiten Veranstaltungstag, verteilten wir uns nach einem kurzen Plenum am Vormittag dann in Kleingruppen, um fokussiert über verschiedene Themen zu diskutieren:

  • Strategien zur Sponsorenakquise und Öffentlichkeitsarbeit
    In dieser Diskussionsrunde wurde besprochen, wie der chronischen Geldknappheit von Hochschulgruppen begegnet werden kann und wie sich Raumfahrthochschulgruppen einem breiten Publikum präsentieren können. Eine unerschöpfliche Geldquelle konnte das Team nicht finden, aber kam zu dem Schluss, dass gerade Hochschulgruppen mit Fokus auf praktische, ausbildungsorientierte Raumfahrtprojekte sich mit Sponsoring, Spenden und Förderprogramm, wie dem REXUS/BEXUS Programm des DLR, finanzieren können.
    Beim Thema Öffentlichkeitsarbeit war das Ergebnis, dass Hochschulgruppen in ihrer individuellen Wahrnehmung stark von einer gemeinsam koordinierten Öffentlichkeitsarbeit profitieren können, die ein Dachverband durchführen könnte. Auf diese Weise kann der Dachverband auf einen großen Pool an interessanten und begeisternden Projekten der Mitglieder-Gruppen zurückgreifen und ggf. ein größeres Publikum erreichen. als es die einzelnen Gruppen könnten. Dabei sollte ein Dachverband die individuelle Öffentlichkeitsarbeit allerdings nicht ersetzten, sondern ergänzen.
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  • Förderprogramme für die Vereinsarbeit
    Dieses Thema war erst einmal gruselig für die Teilnehmer, da Förderprogramm oft als undurchsichtig und zu bürokratisch angesehen werden und der meist hohe Aufwand abschreckend auf einzelne Studierende oder kleinere Gruppen wirkt. Entsprechend war das Ergebnis des Workshops auch die Erkenntnis, dass Hochschulgruppen von einem Verband profitieren würden. Ein solcher Zusammenschluss würde bi- bis multilaterale Projektförderungen erleichtern und den Mitglieder-Vereinen durch eine gemeinsame Repräsentation und Kontakte vielleicht sogar langfristig maßgeschneiderte Förderungen ermöglichen.
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  • Verbesserungsmöglichkeiten der Studienbedingungen für Studierende in Raumfahrtgruppen
    Alle beim Kongress vertretenen Vereine haben gemeinsam, dass sie an ihren Heimat-Hochschulen angebunden sind. Diese Anbindung reicht je nach Gruppe von informell bis integriert. Dies sorgt dann naturgemäß dafür, dass sich die Mitglieder der Vereine, die in der Regel Studierende sind, stark für eine Verbesserung der Studienbedingungen an ihrem Standort und darüber hinaus interessieren.
    Der gemeinsame Status-Quo der meisten Gruppen ist die Möglichkeit für Studien- und Abschlussarbeiten im Rahmen der Vereinsarbeit. Das Team der Diskussionsrunde war sich einig, dass diese Status Quo zwar besser als nichts ist, allerdings noch viele Möglichkeiten bestehen, die Vereinsarbeit besser mit dem Studium zu verknüpfen.

    Dabei wurden folgende Ideen erarbeitet, die das Engagement von Studierenden unterstützen könnten:
    – (nachweisbare/bewertbare) Vereinsarbeit im Studium als Module oder ECTS-Punkte einfließen lassen
    – Es sollten flexible Module entwickelt werden, die einen Rahmen für die Bewertung der Vereinsarbeit im Studium bieten könnten.
    – Ein Dachverband könnte den Austausch zwischen den Hochschulstandorten auf der Ebene der Studierenden (Bottom-Up) fördern.
    – Der Austausch zwischen den Studierenden ermöglicht das Verbreiten von Know-How von Themen, die manchen Studierenden ggf. unbekannt sind (Bsp. Change-Requests auf Modulinhalte der Prüfungsordnung).

    Diese Ideen sind leider in naher Zukunft erst einmal nur das; Ideen. Nichts desto trotz stellen sie eine Grundlage für die langfristigen Ziele und Ansprüche der einzelnen Hochschulgruppen und ggf. eines Dachverbands dar.
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  • Nationale Kooperationsprojekte zwischen den Gruppen
    In dieser Diskussionsrunde wurden von den Teilnehmern Ansätze für eine Zusammenarbeit zwischen den Hochschulgruppen erarbeitet. Im initialen Austausch wurden vier übergeordnete Themenbereiche identifiziert.
    – Die Durchführung gemeinsamer technischer Projekte
    – Das Ausrichten von Wettbewerben
    – Das Teilen von „Tools“ (Soft- und Hardware)
    – Die Förderung von Wissenstransfer zwischen den Gruppen
    Im zweiten Teil wurden die technische Schwerpunkte und Expertisen der einzelnen Hochschulgruppen erfasst. Der Austausch wurde für die einzelnen Subsystem von Satelliten genauso wie für die Komponenten der Raketen und bodengestützte Anwendungen durchgeführt. Auf Basis der Erkenntnis dieses fachlichen Austauschs wurde beschlossen, dass sich im Nachgang an den Kongress Arbeitsgruppen, bestehend aus Mitgliedern der verschiedenen Hochschulgruppen, mit der genaueren Planung der Umsetzung befassen sollen.
    Als erster gemeinsames Projekt zwischen den Hochschulgruppen kam die Idee einer CAN-Sat Challenge auf. Für solch eine Challenge wurde eine erste Grundlegende Roadmap erarbeitet.
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  • Strategie Kontaktaufnahme zu neuen Hochschulstandorten und noch nicht entdeckten Gruppen – Unterstützung bei der Gründung neuer Gruppen
    Die Gäste des Kongress stammten zwar von unterschiedlichen Hochschulstandorten aus ganz Deutschland, aber es waren bei weitem noch nicht alle oder gar die meisten Hochschulen vertreten, an denen der Themenkomplex der Raumfahrt existiert. Ein Kernthema des Kongress war deshalb Fragestellung, wie wir als von der Raumfahrt begeisterte Studierende und Gruppen sinnvoll mit diesen anderen, noch nicht „erschlossenen“ Hochschulstandorten Kontakt aufnehmen können. Es ist anzunehmen, dass es an solchen Standorten genauso engagierte Studierende gibt, die sich über das Studium hinaus mit der Thematik beschäftigen oder beschäftigen wollen.
    Hier erkannte das Team der Diskussionsrunde erneut ein Argument für die Gründung eines gemeinsamen Dachverbands. Solch ein Verband hätte die Möglichkeit, überregional und ohne direkte Zugehörigkeit zu einer speziellen Hochschule oder einem speziellen Bundesland, mit diesen Standorten und Studierenden Kontakt aufzunehmen. Dabei kann der Verband einerseits auf das Netzwerk der bereits existierenden Hochschulgruppen aufmerksam machen und gleichzeitig bei der Gründung einer Hochschulgruppe und ggf. später eines Vereines unterstützen.
    Ein Beispiel, wie der Verband Kontakt zu neuen Gruppen aufnehmen könnte, ist der deutsche Teil des REXUS/BEXUS Programm des DLR. Dort existieren bereits temporäre Grüppchen aus engagierten Studierenden, die eventuell Lust auf mehr Projekte nach der Teilnahme bei RX/BX habe. Dort könnte der Dachverband ansetzen.
    Außerdem sollte der Verband passiv durch Öffentlichkeitsarbeit auf sich aufmerksam machen.
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  • Öffentlicher Kongress mit Fokus auf die fachliche/wissenschaftliche Arbeit der Gruppen
    Der im November durchgeführte Kongress hatte den Zweck, den Studierenden eine Plattform zum Ideenaustausch zu geben, wie wir unsere Repräsentation und unsere Zusammenarbeit ausbauen und verbessern können.
    Aus der Natur der „Raumfahrt-Hochschulgruppen“ ergibt sich aber auch, dass wir an praxisnahen wissenschaftlichen Projekten arbeiten und ein inhärentes Mitteilungsbedürfnis für diese Projekte haben. Deshalb war es der Wunsch und die Aufgabe dieser Gruppe, erste Grundlagen für einen anderen Kongress zu entwickeln, der Studierenden die Möglichkeit geben soll, ihre Arbeit und Projekte einem breiten Publikum aus Gleichgesinnten und Experten vorzustellen. Erneut ergab sich der Konsens, dass ein Verband hier ideal wäre, um solch eine Veranstaltung gemeinsam mit einem Gastgeber (z.B. einer lokalen Hochschulgruppe) auszurichten. Als Vorbild wurde hier der DLRK der DLRG gesehen. Dieser vorgeschlagene Kongress soll dabei keine Konkurrenz Beispielsweise zum DLRK darstellen, sondern vielmehr Synergien zu solchen bereits existierenden Veranstaltungen ermöglichen.
    Ein solcher Kongress sollte auf jeden Fall öffentlich stattfinden und auf Studierende und ggf. Schüler gezielt sein, um die Begeisterung zu entfachen und zu demonstrieren, was man schon als Student oder Studentin erreichen kann und man für ernstzunehmende wissenschaftliche und technische Ergebnisse nicht erst auf einen fertigen Abschluss warten muss.
    Das Fazit der Diskussionsrunde war entsprechend, dass eine solcher Kongress unbedingt mittelfristig entstehen sollte, auch unabhängig von der Gründung eines Verbandes Raumfahrt Hochschulgruppen.
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  • Code of Conduct eines Dachverbands; Inklusion und Gleichberechtigung
    Ein Dachverband, wie er im Raum steht, benötigt einen moralischen Leitfaden, um Entscheidungen zu treffen. Grade in der Branche Luft- und Raumfahrttechnik ist der Weg zum Beispiel zur Rüstungsindustrie nicht weit. Wenn es also darum geht, potentielle Sponsoren oder Gastredner für Konferenzen und Kongresse ausfindig zu machen, müssen sich die Organisatoren und ein Verband im Vorfeld Gedanken machen, was man akzeptiert und wo man klare Grenzen setzt. Die Themen der Inklusion und Gleichberechtigung sind ebenso relevant, wenn bundesweit agierende Strukturen aufbaut werden und sollten auf jedem Organisationslevel in Betracht gezogen werden.
    Über diese Themen hat sich diese Diskussionsgruppe unterhalten und konnte erste Ideen sammeln, wie ein Verband, aber auch wie einzelne Vereine handeln können.
    Ein finaler Verhaltenskodex wurde dabei noch nicht erstellt. Es wurden aber die Grundlagen für eine spätere Diskussion in einem Dachverband entwickelt und für spätere Diskussionen festgehalten.
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Nachdem wir die Workshops im Plenum ausgewertet haben, folgte noch eine große Diskussionsrunde im Plenum, mit Diskussionen und Entscheidungen über einen Dachverband der die deutschen studentischen Raumfahrthochschulgruppen repräsentieren soll. Die Workshops hatten bereits zu dem Konsens geführt, dass ein Dachverband der deutschen Raumfahrthochschulgruppen ein zentraler Baustein für eine bessere Repräsentation und eine besser Zusammenarbeit zwischen den Gruppen sein kann. Die Idee, einen Dachverband zu gründen, ist dabei nicht erst auf diesem Kongress entstanden, sondern existiert schon seit einigen Jahren. Im Vorfeld auf den Kongress hat sich bereits ein Team aus Mitgliedern der verschiedenen Vereine, die einem Dachverband beitreten wollen, mit einem Entwurf der Satzung und der Geschäftsordnung auseinandergesetzt. Diese Entwürfe wurden dann in großer Runde vorgestellt und diskutiert. Im Anschluss wurde noch über den Namen des Dachverbands abgestimmt und die Teilnehmer des Kongress einigten sich auf den Namen „Bundesverband Studentischer Raumfahrt„. Der Verband wurde jedoch noch nicht während der Veranstaltung gegründet. Im Nachgang fand die Gründung des Verbands im Dezember 2021 in Darmstadt statt.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei unseren Gästen bedanken, dass ihr uns in Dresden für diesen Kongress besucht habt und dass wir gemeinsam Ideen entwickeln und diskutieren konnten.

Kongress der deutschen studentischen Raumfahrtgruppen 2021
Gruppenfoto
Wir bedanken uns besonders bei unseren Gästen. Ohne euch, wäre der Kongress echt langweilig geworden!
©Robin Schweigert (KSat e.V.)
Kongress der deutschen studentischen Raumfahrtgruppen 2021
BMBF
©BMBF

Im Rahmen der „Förderung hochschulbezogener Maßnahmen studentischer Verbände und anderer Organisationen“ des Bundesministerium für Bildung und Forschung erhielten wir eine Zuwendung, die es uns ermöglicht hat, unseren Gästen Reisekosten und Unterbringung teilweise mit zu finanzieren, wodurch wir mehr Studierenden ohne finanzielle Hürden die Teilnahme an unserem Kongress ermöglichen konnten. Dafür möchten wir uns noch einmal besonders bedanken.

Kennenlerntreffen in Präsenz

Am Donnerstag dem 4.11. von 17:00 bis 19:30 gibt es ein Meet-Up! mit uns im Makerspace (DrePunct).

Zunächst werden wir etwas über unsere aktuellen Projekte erzählen und im Anschluss können wir in lockerer Runde über Fragen und Ideen sprechen.
Wenn ihr also Interesse an unserer Arbeit habt und uns kennenlernen wollt, freuen wir uns über euren Besuch! Vielleicht habt ihr sogar selber Lust an unseren Projekten teilzunehmen.

Anmeldung und weitere Infos findet ihr unter https://www.slub-dresden.de/besuchen/veranstaltungen/details/veranstaltung/30427

European Rover Challenge 2021

Am Donnerstag, dem 09. September 2021 war es endlich so weit – unsere Reise zur European Rover Challenge 2021 in Kielce, Polen, sollte beginnen. Damit wir pünktlich um 13 Uhr in Polen unseren Zeitslot für Testfahrten auf dem Mars-Yard wahrnehmen konnten, begann unsere Reise schon 4 Uhr morgens.

Insgesamt 9 STARler waren mit von der Partie und verteilt auf zwei Transporter ging die Reise mit unserem Rover ELECTRA los.
Gute acht Stunden und einige Zwischenstopps später hatten wir unser Ziel – die Kielce University of Technology – erreicht. Dort angekommen, machten wir uns zuerst einmal auf den Weg zum Marsyard, um unser zukünftiges Missionsgelände etwas näher unter die Lupe zu nehmen.

Nach einer kurzen Besichtigung und ersten Kontakten zu anderen Teams machten wir uns auf den Weg in die Teamzone. Dort bekommt jedes Team einen abgesteckten Bereich zugesprochen, in dem es an seinem Rover arbeiten kann.
Für uns galt nun, alles Werkzeug auspacken und den Rover fahrtüchtig machen!

Kurze Zeit später stellte sich leider heraus, dass der Marsyard nicht zugänglich sein wird, weswegen wir die Zeit genutzt haben, um Fehler zu beheben und uns auf unsere erste Aufgabe am Freitag vorzubereiten.
Gegen 20 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zu unserer Unterkunft – ein Airbnb Haus etwa 20 Minuten außerhalb von Kielce.

Tag zwei begann wieder viel zu früh, da um kurz nach 7 Uhr direkt eine Morgenbesprechung mit allen Teamleitern angesetzt war.

Unser weiterer Tagesplan sah um 16 Uhr den sogenannten Mega Task vor. Hierbei werden drei der vier technischen Aufgaben in einem Task gebündelt und das Team hat eine Stunde Zeit, um diese zu absolvieren. Im Detail muss der Rover dabei (nach Möglichkeit autonom) bestimmte Wegpunkte anfahren, Bilder für die wissenschaftliche Mission und von unerwarteten Gegenständen machen und Mess-Sonden verteilen und wieder einsammeln.

Aufgrund technischer Schwierigkeiten – das Differentialgetriebe konnte nicht das Gewicht von Arm und Bohrer tragen – mussten wir allerdings auf unseren robotischen Arm und den Bohrturm am Rover verzichten. Deshalb blieb nichts anderes übrig, als uns bei dieser Aufgabe auf die Navigation und das Aufnehmen von Bildern zu beschränken.
An der Startlinie angekommen, haben wir unsere Bodenstation im Zelt eingerichtet und uns mental auf die kommende Aufgabe vorbereitet.

Unser Rover Operator (Arno, 3. v.l., Bild oben) wurde dabei unterstützt von Jonas an der Telemetrie Station (ganz links), Alex G. an der Bodenstation (2. v.l.), Lucas als Navigator (2. v.r.) und Benjamin als Videooperator (rechts).

Der Rover selbst wurde von Alex K. (1. v.l., Bild unten) und Rico (2. v.l.) begleitet, um im Notfall schlimmeres zu verhindern, da die Teams an der Bodenstation keinen direkten Sichtkontakt zum Rover haben.

Bei dieser Aufgabe konnten wir die hervorragende Mobilität und Geländegängigkeit von ELECTRA unter Beweis stellen. Kein Hindernis war zu groß und mit durchgehend perfektem Bodenkontakt, dank Differential-Aufhängung, konnten wir selbst auf unebenem Untergrund mühelos fahren.
Was uns während der Mission allerdings einen Strich durch die Rechnung machte, war die etwas lockere Halterung der Batterien. So bestand bei jedem Hindernis die Gefahr, dass eine Batterie rausspringt und die Verbindung zur Bodenstation abreißt.
Einige Minuten nach Start geschah leider auch genau das und während für die Bodenstation nur die Verbindung kurz weg war, fuhr unser Rover in diesem Moment einen kleinen Kreis.
Da der Kontakt mit den Kameras wieder hergestellt war, nachdem ELECTRA genau eine volle Runde gefahren war, war dem Team an der Bodenstation nicht bewusst, was gerade passiert war.
Dazu muss erwähnt werden, dass zu diesem Zeitpunkt niemand im Team ahnte, dass ELECTRA einfach weiter fährt, wenn keine Verbindung mit der Bodenstation besteht. Das Außenteam hatte deswegen ernsthafte Zweifel an unserem kleinen (unfreiwilligen) Manöver mit der Annahme, dass alle Bewegungen des Rovers bewusst gesteuert werden.
Nichts-desto trotz hatten wir den ersten Wegpunkt perfekt erreicht und steuerten nun den zweiten von insgesamt vier an!
Und wie es so schön heißt, “Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech hinzu.”, passierte das gleiche Malheur kurz darauf noch einmal. Allerdings fuhr der Rover diesmal geradeaus weiter und die Verbindung baute sich nicht wieder von alleine auf.
Unser Elektrotechniker ahnte inzwischen, dass die Batterien vermutlich etwas locker saßen und so wurde er – bewaffnet mit einer Rolle Panzertape – zum Rover geschickt, um das Problem zu beheben.
Diese Aktion hat uns zwar wertvolle Punkte gekostet, allerdings war der Rover anschließend wieder funktionsfähig.
Zur allgemeinen Verwunderung der Bodenstations-Crew war unser Rover allerdings an einem völlig anderen Ort, als sich die Verbindung zu den Kameras wieder herstellte. Etwa 15 m weiter, waren wir in den südlichen Krater gefahren und hatten somit unfreiwillig unseren 3. Wegpunkt erreicht. Gleichzeitig hatten wir etwas Wasser am Boden des größten Kraters gefunden, in den ELECTRA ohne Verbindung zur Bodenstation einfach hinein gerutscht war! Glück im Unglück – später haben wir erfahren, dass ein anderes Team sich auf der gleichen Route beim Hineinfahren überschlagen hat.

Im weiteren Verlauf haben wir aufgrund der bereits sehr fortgeschrittenen Zeit entschieden, die Navigationsaufgabe vorzeitig zu beenden und mit dem wissenschaftlichen Teil weiterzumachen.
Im Folgenden konnten wir – neben dem Wasser – auch eine extra-terrestrische Lebensform, einen Lavatunnel und interessante Steine dokumentieren.

Damit wurde der erste Aufenthalt unseres Rovers auf dem Marsyard erfolgreich beendet. Auch wenn nicht alles geklappt, konnten wir dennoch eine Menge lernen, die Fähigkeiten unseres Rovers austesten und hatten viel Spaß, diese Mission zu planen und umzusetzen.

Um das Problem zu lösen, wurde entschieden, den Bohrer zu zerlegen und mithilfe einer der drei Alu-Profilstangen eine “Not-So-Differential-Bar” zu bauen und den Rover damit zu stabilisieren. Dadurch wurde das Differentialgetriebe blockiert und der Körper lief keine Gefahr mehr umzukippen und auf dem Boden zu schleifen. Auf diese Weise wurde zwar die Geländegängigkeit von ELECTRA “abgestellt”, welche für diese Aufgabe aber von keiner Bedeutung ist.

Nach den Vorbereitungen machten wir uns auf den Weg zum Marsyard, um die letzte Aufgabe zu bewältigen.
Dort angekommen, bereiteten wir wieder unsere Bodenstation vor und wurden vom Kampfrichter kurz eingewiesen. Anschließend hatten wir 30 Minuten Zeit, diverse Schalter zu drücken, die Spannung in einer Steckdose zu messen und einen LAN-Stecker einzustecken.

Aufgrund mangelnder Erfahrung im Umgang mit ELECTRA’s Arm hatten wir allerdings mit diversen Problemen zu kämpfen, da die optische Tiefenwahrnehmung durch eine Kamera sehr schwierig ist und wir somit ziemlich nah vor dem Panel standen. Dadurch waren wir nicht in der Lage, den Stecker zur Messung der Spannung vernünftig einzustecken und mussten diese Teilaufgabe kurz darauf aufgeben.
Im nächsten Schritt wollten wir dann die Messsonde fallen lassen, um so die Schalter besser betätigen zu können, allerdings hatten sich die Finger verkantet und die Motoren waren somit nicht in der Lage, den Greifer zu öffnen.
Mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad machten wir uns also daran, die Schalter zu drücken und konnten kurz vor Schluss tatsächlich den letzten der fünf zu drückenden Schalter umlegen!

Nach getaner Arbeit fiel eine riesige Last von uns ab, da die European Rover Challenge 2021 aus unserer Sicht abgeschlossen war. Alle Aufgaben konnten mehr oder weniger erfolgreich bewältigt werden und wir hatten ab sofort Zeit, uns mit den anderen Teams kurzzuschließen.

Am Sonntag konnten wir zum ersten Mal länger schlafen und ein gemütliches Frühstück mit frischem Obst aus dem Garten unserer Unterkunft genießen.
Kurz nach dem Mittagessen war dann der Marsyard für alle Teams geöffnet, um mit ihren Rovern das Gelände zu erkunden und den Zuschauern die Möglichkeit zu geben, hautnah dabei zu sein.

Als in der darauf folgenden Siegerehrung die Preise bekannt gegeben wurden, konnten wir uns über einen starken 5. Platz in der Gesamtwertung freuen.
Wir sind unheimlich stolz auf dieses Ergebnis, da ELECTRA unser erster Rover ist und wir uns in einem Bewerberfeld aus 57 Teams aus der ganzen Welt definitiv behaupten konnten. Natürlich sind wir bereits dabei, die European Rover Challenge 2022 vorzubereiten!

An dieser Stelle möchten wir uns für die Hilfe aller unserer Sponsoren und Unterstützer bedanken, ohne die dieser Erfolg und die Erfahrungen nicht möglich gewesen wären.

Vielen Dank an die TU Dresden, KSG GmbH, IGUS, NanoTec, RUAG Space Germany, Trinamics, Spanflug, dem FSR Maschinenwesen, RapidHarness und der Werkstatt des Campus Johannstadt.

Wenn wir dein Interesse wecken konnten und du Lust hast, Rover oder andere Experimente zu bauen, melde dich bei uns unter info@star-dresden.de!

Autor: Lucas Nöller
Fotos: Taddeus Erhardt

S Cephei Zarm Team

S Cephei ZARM Fallturmkampagne 2021

S Cephei Zarm Team
Bild 1: Ein Teil des S Cephei Teams mit einer Fallturm-Kapsel

Auch an Team S Cephei ging Corona nicht spurlos vorbei. So wurde uns im Frühjahr 2020 mitgeteilt, dass die REXUS Kampagne leider um ein Jahr verschoben werden muss. Eine ernüchternde Nachricht, da das Experiment bereits auf einem guten Weg war, einsatzbereit zu sein. Doch aufgrund des fortgeschrittenen Entwicklungsstandes des Experiments bot uns das ZARM aus Bremen die Möglichkeit an, das Experiment vor dem eigentlichen Raketenflug in ihrem Fallturm zu testen und so bereits erste wissenschaftliche Daten zu sammeln.

Das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) ist einer der Organisatoren des REXUS/BEXUS Programms. Das Institut verfügt über einen 146 m hohen Fallturm, in dem Experiment bis zu 9,8 s Mikrogravitation ausgesetzt werden können. Diese kurze Zeit eignet sich auch für unser Experiment, da der Ausrichtvorgang von CNTs (Carbon Nanotubes) bei bestimmten Leistungsparametern nicht viel länger als ein paar Sekunden dauert. Zwar müssen wir uns aufgrund der kurzen Mikrogravitation und begrenzter elektrischer Leistung auf die Hälfte der Kammern begrenzen, doch durch die hohe Wiederholbarkeit von bis zu zwei Flügen pro Tag war die Fallturmkampagne eine willkommene Möglichkeit, das Experiment perfekt auf den Flug in der Höhenforschungsrakete in Kiruna vorzubereiten.

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Die Kampagne lief vom 10. bis 22. Mai 2021. Das Experiment wurde bereits in der Woche vor der Kampagne nach Bremen geschickt. Die Teammitglieder Robin, David, Jonathan und Joshua folgten dem Experiment dann am 9. Mai nach Bremen. Untergebracht waren wir in Apartments des 7THINGS-Hotels, welches sich zentral auf dem Uni Campus befindet und nur 5 Minuten vom ZARM entfernt ist.

S Cephei Zarm Fallturm
Bild 2: Der 146 m hohe Fallturm des ZARM

Die erste Woche war für das Testen und die Integration des Experiments eingeplant.
Das PoC (Pillars of Creation) System, der von STAR entwickelte Elektronik-Standard, wurde bereits vor der Kampagne auf Funktionalität getestet, aber  noch nie tatsächlich verwendet. Hierbei galt es die Geduld zu bewahren, da sich die Inbetriebnahme aufgrund bisweilen unbekannter Probleme verzögerte. Durch das modulare Prinzip von PoC erforderte die Fehlersuche ein gewisses Maß an Präzision, zugleich konnten gefundene Fehler aber in kürzester Zeit durch Ersetzen des beschädigten Moduls behoben werden. Als die Hard- und Software schließlich einsatzbereit waren, stand dem Einbau des PoC Stapels nichts mehr im Weg. Gesteuert wurde das Experiment über die Bodenstation des ZARM, welche direkt mit der Kapsel im Fallturminneren in Kontakt stand.

Neben der Arbeit am Projekt blieb natürlich auch Zeit, die Stadt Bremen zu besichtigen. Die Bremer Altstadt hat neben imposanter Architektur auch einige naturbelassene Rückzugsorte zu bieten, wie zum Beispiel die Wiesen und Grünanlagen entlang der Weser. Auch der Campus der Universität Bremen bot, durch die Möglichkeit eines Besuchs am nahegelegen Campussee, die Möglichkeit zur Entspannung.

Die zweite Woche in Bremen war die Flugwoche. Los ging es am Montag mit der Kalibrierung unserer Fallturm-Kapsel, in der das S Cephei Experiment eingebaut war. Dabei wurde mit einer speziellen Messeinrichtung der Schwerpunkt der Kapsel festgestellt und durch durch das Anbringen von Massestücken an die gewünschte Position gebracht. Wenn der Schwerpunkt der Kapsel nicht exakt in der Mitte der Kapsel liegt, würde es während des Fallens zu Rotation kommen, was fatale Folgen haben könnte.
Für ein Fallturm-Flug wurde unser Experiment zuerst in die Fallturm-Kapsel, in der auch ein zusätzlicher Bordcomputer für Strom und Kommunikation vorhanden war, eingebaut. Diese Kapsel wurde durch eine Außenhülle luftdicht verschlossen und danach in das Innere des Fallturms gebracht. Im Inneren des Turm ist eine sehr große Vakuumkammer, welche aus einem Raum im Erdgeschoss und der eigentlichen Fallröhre besteht. Der untere Raum beinhaltet die Abschuss- und die Auffangeinrichtung. Unsere Kapsel wurde unten im Fallturm auf das Katapult gehoben und anschließend die Vakuumkammer evakuiert. Da dieser Vorgang ca. 90 Minuten dauert, blieb genug Zeit, um vom Kontrollzentrum aus die Kommunikation zu unserem Experiment herzustellen. Sobald die Kammer luftleer gepumpt war, konnte das hydraulisch betriebene Katapult vorgespannt werden. Danach lag es an uns, den Abschuss über die Bodenstation zu starten. Das Katapult beschleunigt die Kapsel dabei mit bis zu 35g, während der Bordcomputer der Kapsel die Signale der REXUS-Rakete simuliert und unser Experiment somit gesteuert werden kann. Nach ca. 9 bis 10 Sekunden ist die Kapsel wieder sanft im Auffangbehälter gelandet. Dieser mit dämpfenden Styroporkügelchen gefüllte Behälter kann nach dem Katapultschuss über die Abschussvorrichtung schwenken und die Kapsel so wieder auffangen. Sobald der Kammerdruck wieder ausgeglichen war, wurde die Kapsel mit einem Kran aus dem Auffangbehälter gehoben und wir konnten sofort alle Daten auswerten. Jedoch war es aufgrund einer Live Videoübertragung von einer Kamera schon möglich, während des Fluges den Ausrichtvorgang der CNTs zu beobachten.

S Cephei Zarm Kapsel
Bild 3: Unser Experiment im blauen REXUS-Modul integriert in der Fallturm-Kapsel (ohne Außenhülle)

Bereits in Dresden haben wir ausgiebig verschiedene Parameterkombinationen in unserem Experimentaufbau als Referenz getestet und konnten so einen genauen Plan mit den durchzuführenden Experimenten im ZARM aufstellen. Der erste Start sollte eigentlich am Montag Nachmittag stattfinden. Aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Bordcomputer der Kapsel mussten wir den ersten Flug schließlich auf Dienstag verschieben. Bei diesem besonders spannenden ersten Flug hat unser Experiment reibungslos funktioniert. Beim zweiten Flug des Tages kam es jedoch zu unerwarteten Komplikationen. Bereits während des Evakuierungs-Vorgangs stellte sich heraus, dass die Kommunikation via WLAN stark verlustbehaftet war. Auch ein Neustart der Kommunikationsanlagen konnte dieses Problem nicht beheben. Es kam aber sogar noch schlimmer, als bei unserem routinemäßigen Testdurchlauf ein fehlerbehafteter Befehl das Programm beschädigte. Das Programm neu zu kompilieren und auf den Bordcomputer zu kopieren, schlug aufgrund der schwachen Verbindung zur Kapsel fehl. Dies lag unter anderem daran, dass das Katapult bereits im Spannvorgang war und die Kapsel somit in der Röhre des Katapults verschwunden war, was die Qualität der Verbindung nicht verbesserte. Das Katapult darf maximal zwei Minuten gespannt bleiben, weil ansonsten das Hydrauliköl zu warm werden würde. Alle Versuche das Experiment flugfähig zu bekommen schlugen in dieser Zeit fehl, weshalb wir den Flug ohne ein laufendes Experiment starten mussten.

Dieser Fehlschuss machte uns klar, dass wir auch die Zeit vor dem Abschuss nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten. Von da an wurde vor den kommenden Flügen die Software mit Ethernet-Kabel auf den Bordcomputer kopiert und der Testdurchlauf mit ungespannten Katapult und nur bei guter Verbindung durchgeführt.
Mit dieser gelernten Lektion konnten wir dann am Mittwoch, Donnerstag und Freitag jeweils zwei weitere Flüge durchführen. Besonders spannend und eindrucksvoll waren für uns auch die erlangten Einblicke in die Technik, welche den Fallturmbetrieb ermöglichen. So wurde uns unter anderem die einige Meter unter der Erde liegende Katapulteinrichtung gezeigt und erklärt. Außerdem konnten wir mit dem Aufzug hoch in die Spitze des Fallturms fahren, von der man eine sehr tolle Aussicht über das flache Bremer Land hat.

S Cephei Zarm Fallturm Ausblick
Bild 4: Die Aussicht von der Spitze des Fallturms

Insgesamt konnten wir sieben erfolgreiche Flüge mit jeweils zwei unterschiedlichen Experimentkonfigurationen durchführen. Dieses Ergebnis hat unsere Erwartungen definitiv übertroffen und ist damit ein voller Erfolg! Alle aufgenommenen Videos der Experimente gilt es jetzt auszuwerten, wobei wir für das Tracking der einzelnen CNT Partikel während des Ausrichtvorgangs gerade verschiedene Software-Lösungen testen. Der Bordcomputer der Kapsel hat während der Flüge außerdem einige Flug- und Leistungsparameter aufgezeichnet, wodurch wir nun noch mehr Daten haben, um unsere Systeme für den Flug in Kiruna zu optimieren.
Während der Kampagne haben wir aber nicht nur wissenschaftliche Erkenntnis erlangt, sondern auch viele Kompetenzen im Sinne der Durchführung einer solchen Kampagne gewonnen. Dabei ist für uns die größte Erkenntnis, dass man nie zu viel Tests im Vorraus durchführen kann.

Die Abreise verlief wie geplant und am Freitag Abend fuhr der IC in Richtung Leipzig pünktlich am Hauptbahnhof Bremen ab. Im Zug konnten wir die mehrstündige Reisezeit nutzen, um den erlebnisreichen Aufenthalt in Bremen révue passieren zu lassen.
Bis zur Kampagne in Kiruna ist aber noch einiges zu tun. So muss die Elektronik noch auf ihr thermales Verhalten im Vakuum getestet werden, die Bodenstation muss fehlerfrei laufen und die Beleuchtung der Kammern muss noch einmal überarbeitet werden. Dazu kommen noch kleine Quality-of-Life Improvements auf der Seite der Mechanik und dann steht einem erfolgreichen Start in Kiruna nichts mehr im Weg.

Zum Schluss möchten wir uns nochmal beim ZARM für die Unterstützung sowohl bei REXUS als auch bei dieser Kampagne bedanken. Ohne euch wäre all das nicht möglich gewesen! Die Fallturmkampagne war sehr wertvoll für uns und unser Experiment. Außerdem bedanken wir uns bei allen Mitarbeitern für die Unterstützung bei jeglichen Komplikationen. Wir freuen uns sehr, in der anstehenden Benchtest-Woche wieder am ZARM zu sein und alle Leute wiederzusehen.

S Cephei Training Week 2020

Die diesjährige REXUS/BEXUS Student Trainings Week fand vom 10. bis zum 14. Februar im Esrange Space Center im hohen Norden Schwedens statt, an der auch wir, Mitglieder des S Cephei Teams, teilgenommen haben. Zwei Wochen vorher war die Abgabefrist der ersten Version des SEDs (Student Experiment Documentation), in dem wir einen Entwurf unseres Experimentes vorgestellt haben. Befreit von der Last der Deadline, begann die Vorfreude auf die Trainings Week für die Teammitglieder Alexander, Robin, David und Felix.

Die Anreise am 09. Februar erfolgte von Dresden mit dem Flugzeug über Frankfurt und Stockholm nach Kiruna. Glücklicherweise schafften wir es gerade noch vor dem Sturmtief Sabine aus Frankfurt raus, bevor der Flughafen geschlossen wurde. Ab Frankfurt begleiteten uns bereits eine Vielzahl anderer Teams und Mitarbeiter der organisierenden Strukturen. Der Flug über die Nordsee hatte dann auch den zu erwartenden magen-aufwühlenden Effekt.

Bild 1: Zwischenlandung auf dem Flughafen Frankfurt am Main; Bild: David Conrad

In Kiruna angekommen, brachte uns ein Transferservice die letzten 40 km bis nach Esrange, wo wir unsere Zimmerschlüssel und Sicherheitsausweise am Geländeeingang bekamen und schließlich, nach einem kurzen Mitternachtssnack, erschöpft in die Betten fielen.

Für die viel zu kurze Nacht wurden wir durch den kulinarischen Genuss eines himmlischen Frühstücks entlohnt. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen aller beim Küchenteam bedanken, das uns 3-mal am Tag mit den besten warmen Mahlzeiten beglückt hat. Tag 1 der Trainings Week ging los mit ein paar einleitenden Worten zu Sicherheit und Verhaltensregeln, bevor uns schließlich einige wichtige Themen, unter anderem in den Bereichen Systems Engineering, Requirements und REXUS Flight Mechanics nähergebracht wurden. Unterbrochen wurden diese Vorlesungen von ein paar Kaffeepausen, bei denen wir uns mit den anderen Teams austauschen konnten und Bekannte aus dem Selection Workshop wiedergetroffen haben. Hinzu kamen Vorstellungspräsentationen aller REXUS Teams, bei denen grob das Experiment und mögliche Einflüsse auf die Experimente der anderen Teams in der jeweiligen Payload angesprochen wurden.

Der 2. Tag begann nach einem obligatorischen Morgenmeeting mit einem Roundtrip über das Esrange Gelände. Uns wurde das örtliche Museum gezeigt (Bild 2), in dem einige prägende Momente des Esrange Space Center ausgestellt sind (sehr empfehlenswert!).

Bild 2: Robin mit einem Nose Cone; Bild: Felix Scharnhölz

Anschließend ging es zum Ballon Pad, wo wir den Start eines kleinen Höhenforschungsballons erleben durften, ehe uns die Vorbereitungshallen für die REXUS Raketen zur Motor- und Payloadintegration gezeigt wurden. Abschließend besuchten wir den Launchtower der MEXUS Raketen (Bild 3). Auf unserem Rückweg kamen wir dann noch am REXUS Launcher vorbei.

Bild 3: Blick aus der Startposition einer Mexus Rakete nach oben; Bild: Felix Scharnhölz

Es waren an diesem Tag zwar mit -8 °C noch recht warm für einen Februartag in Esrange, aber nichtsdestotrotz freuten sich unsere Finger und Füße nach diesem spektakulären Roundtrip über die Wärme im Dome, der größten Halle auf dem Esrange Gelände, wo die Vorlesungen im Anschluss weitergingen. Es standen Vorlesungen über ein paar BEXUS Systeme auf dem Plan, jedoch hatten wir ab dem Nachmittag unser PDR, auf das wir uns seit der SED Abgabe vorbereitet hatten. Das Board bestand aus Experten zahlreicher Fachrichtungen und Einrichtungen. Mitglieder des ZARMS (Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation) und der ESA (European Space Agency), sowie der MORABA (Mobile Raketenbasis) stellten nach einem 20-minütigen Vortrag unsererseits Fragen und erklärten uns Schwachstellen in unserem Experimentdesign und dem Zeitplan für den Entwicklungsablauf. Insgesamt war das PDR ein voller Erfolg und wir konnten sehr viel Input für die weitere Experimententwicklung mitnehmen. Abends wurde eine Teambuilding Session veranstaltet, bei der es darum ging unter bestimmten Regeln ein Legomodell eines Raumtransporters nachzubauen. (Bild 4) Dabei wurden 10 Teams zusammengestellt, die dann gegeneinander antraten. Eine super Möglichkeit andere Teammitglieder mal ein wenig näher kennenzulernen und neue Bande zu knüpfen.

Bild 4: Teambuilding Session am Dienstag; Bild: SSC Staff

Nachdem wir das PDR nun hinter uns hatten, konnten wir dem Rest der Woche entspannter entgegensehen. Am Mittwoch standen einige subsystem-spezifische Themen auf dem Plan. Unter anderem wurden uns Möglichkeiten und Herangehensweisen nähergebracht, um häufige Probleme im Design der Flight Software zu lösen und das thermale Experimentdesign zu verbessern. Viele hilfreiche Tipps, insbesondere zu Open Source Software, werden uns helfen unser Experiment zu verbessern. Nachmittags standen Projekt- und Risikomanagement auf dem Plan, schließlich besteht ein Raumfahrtprojekt nicht nur aus Berechnungen und Design, sondern auch aus einem organisatorischen Part.

In diesem Sinne ging es am 4. Tag auch weiter mit dem Thema Outreach. Ein wichtiger Bestandteil der RX/BX Projekte ist, dass Teams versuchen Partner in der Industrie und Forschung zu gewinnen, um die Umsetzung der nicht immer günstigen Projekte zu ermöglichen und die Finanzierung neben der Hilfe vom DLR durch das ZARM, zu gewährleisten. Nachmittags stand noch ein wichtiger Termin auf der Agenda, es ging in die „Ask the experts“ – Session. Dabei konnten wir Fragen, die nach den Vorlesungen noch offen waren oder Fragen, die sich durch die Vorlesungen ergeben hatten, an eine Reihe von Experten aus den unterschiedlichen Disziplinen richten. Durch deren hilfsbereites Engagement konnten auch letzte Probleme vorläufig aus dem Weg geräumt werden.

Am letzten Tag ging es hauptsächlich um Organisatorisches zu den kommenden Tests und der abschließenden Missionskampagne im März 2021. Im Juni steht das Critical Design Review auf dem Plan, bis zu dem das Experimentdesign finalisiert sein muss. Anschließend findet das Integration Progress Review Ende August statt, bevor die Systemtests (Vibrationstest beim ZARM, Benchtest bei der MORABA und abschließend der Spin & Balancetest in Esrange) die Qualifikationsphase abschließen. Am Nachmittag besuchten wir Kiruna und das Ice-Hotel (Bild 5) in der Nähe. Mit einem großartigen Farewell Dinner (Pulled Pork vom Rentier), bei dem alle viel Spaß hatten und in gelöster Stimmung die letzten Tagen Revue passieren ließen, und einem letzten Saunabesuch, ging die Trainings Week zu Ende.

Bild 5: Blick über die Anlagen des Ice-Hotels; Bild: Felix Scharnhölz

Die Abreise startete am Samstag sehr früh am Morgen. Zwei Busse brachten uns wieder nach Kiruna zum Flughafen (Bild 6), von wo es über Stockholm und München zurück nach Dresden ging. Die meisten Teams verabschiedeten wir in Stockholm und die letzten deutschen Teams verließen wir in München.

Bild 6: Boarding in Kiruna; Bild: Felix Scharnhölz

Wieder in Dresden angekommen, freuten wir uns erstmal auf unsere Betten, um den verpassten Schlaf nachzuholen. Die nächsten Tage nahm erstmal das Nachbereiten der vielen Informationen in Anspruch. Die Teilnahme an der Trainings Week war für uns Teilnehmende und insgesamt für das Team eine großartige Erfahrung.

Wir möchten uns sehr herzlich bei allen bedanken, die die Trainings Week ermöglicht, unsere Fragen geduldig beantwortet und uns mit viel Input fürs kommende CDR gerüstet haben.

Text: Felix Scharnhölz

REXUS selection workshop in Bonn (November 2019)

Karina, Lucas und Frederik beim Selection Workshop in Bonn

Im November haben Frederik, Lucas und Karina aus dem Star-Team ein neues Projekt für REXUS vorgestellt und im Dezember die Bestätigung für die Förderung des DLR erhalten.

REXUS ist das Äquivalent zu BEXUS, bei dem diesen Oktober schon zwei andere Star-Teams gestartet sind (Gamma-Volantis und Ooxygen). Es ist ein Projekt für Studenten, das vom DLR und der SSC ins Leben gerufen wurde. Die Studenten bauen ein Experiment und dieses wird mit einer Höhenforschungsrakete in Schweden gestartet und verbringt ca. 2 Minuten in Mikrogravitation, bevor die Rakete sich wieder in Richtung Erde bewegt.

Frederik, Lucas und Karina haben unser Experiment S Cephei (Suspension of Carbon Nanotubes under dieelectrophoretial Influence) vorgestellt, an dem gerade 10 Mitglieder arbeiten. Unter Mikrogravitation soll der Ausrichtungsprozess von Kohlenstoffnanoröhrchen(CNTs) untersucht und dokumentiert werden. Die CNTs werden mittels Dielektrophorese ausgerichtet. CNTs können die thermischen, elektrischen und mechanischen Eigenschaften ihrer Trägermaterialien gezielt beeinflussen. Sie können daher zum ESD und EMI-Schutz, für Sensoren, Aktuatoren und zur Armierung eingesetzt werden.

Mit der Untersuchung des Ausrichtungsprozesses der Kohlenstoffnanoröhrchen unter Mikrogravitation tragen wir nicht nur zur Material-, sondern auch zur Grundlagenforschung bei. An der TU-Dresden wird derzeit an der Ausrichtung von CNTs geforscht, was sich sehr gut zum Vergleich unserer Ergebnisse mit terrestrischen Versuchen eignet.

Bis jetzt ist die grobe Auslegung unseres Experiments fertig und im Februar geht es dann zum PDR (preliminary design review) nach Schweden. Unsere Experimenteinheit besteht aus Behältern, die mit einem Fluid und den CNTs gefüllt sind. Mit Hilfe von Kameras wird der Ausrichtungsprozess beobachtet. Durch die Viskosität des Fluids kann die Ausrichtungsgeschwindigkeit gesteuert werden. Außerdem hat das Elektrische Feld, sowie Elektrodengeometrie, Spannung und Frequenz, wie auch der CNT-Anteil und die CNT-Art einen großen Einfluss. Die Ausrichtung der CNTs in en Behältern findet nacheinander statt und dauert etwa 10-30 Sekunden pro Behälter. Das Experiment muss durch eine einschließende Metallhülle vor elektromagnetischer Strahlung abgeschirmt und zusätzlich thermisch isoliert werden. Ein Fluidabsorber dient dazu, mögliches austretendes Fluid aufzufangen.

Unterstützt werden wir vom ILR durch Teststände, Werkzeug, Materialien und natürlich auch der fachlichen Expertise der Mitarbeiter. Außerdem erhalten wir die REXUS-Förderung des DLR und hoffen auf die Zusammenarbeit mit einigen Sponsoren.

Aufblasen unseres Ballons

Reisebericht BEXUS 28/29

Die BEXUS 28/29 Launch Campaign begann für die zwei STAR Teams OOXYGEN und Gamma-Volantis am Morgen des 18.10.2019. Von Dresden aus machten sich 12 unserer 15 teilnehmenden Mitglieder auf den Weg in das in Nordschweden gelegene Kiruna. Gemeinsam mit anderen europäischen Teams ging es mit dem Bus zur Ballon- und Raketenbasis Esrange der Swedish Space Corporation. Von weitem erkennbar: der Skylark-Tower, benannt nach der britischen Höhenforschungsrakete, die hier viele Jahre zum Einsatz gekommen war.

Bild 1: Skylark. (2015, 1. Mai). Abgerufen am 05. November 2019, von https://www.daviddarling.info/encyclopedia/S/Skylark.html

In Esrange angekommen wurde zuerst ein Sicherheitsmeeting mit allen Teilnehmern abgehalten. Hauptanliegen der Organisatoren war das absolute Fotografier-Verbot und die Warnung vor Rentieren, die laut den Aussagen der Referenten nicht gerade als die hellsten Tiere bekannt sind. Im Anschluss daran wurden die Experimente aus ihren Containern ausgeladen und eine erste Bestandsaufnahme gemacht. Die Integration der Experimente und die Arbeiten an den Experimenten selbst erfolgte in einer großen Halle, dem „Dome“, der neben dem Hotel Aurora, dem Hauptgebäude der SSC und weiteren Gebäuden ins Areal eingliedert.

Bild 2: OOXYGEN Experiment Setup ohne Verkleidung (links Childbox, Mitte EOS Chamber, rechts Motherbox), Bild: Benjamin Altenstein

Der nächste Tag ging da los, wo der vorherige Tag aufgehört hatte. Mit der Fehlerbehebung. In Team OOXYGEN wurden Fehler gefunden, die das gesamte Experiment hätten scheitern lassen können. Aber dank der unermüdlichen und cleveren Arbeit der Elektrotechniker und Informatiker im Team konnte eine Lösung gefunden werden, bei der zwar nur 13 der geplanten 16 Sensoren mitfliegen konnten, die Probleme aber effektiv umgangen werden konnten. Außerdem stießen die noch fehlenden 3 Mitglieder hinzu. Bei Gamma-Volantis standen neben dem Zusammenbau des Experimentes noch verschiedene Tests auf der Tagesordnung. Diese Tests dienten dazu, die Funktionsfähigkeit des Experiments zu prüfen und Kalibrationen an den Referenzsensoren vorzunehmen. Glücklicherweise schienen alle Komponenten die Reise gut überstanden zu haben, sodass uns keine unschönen Überraschungen erwarteten. Da einige Teams einen Darkmode für ihre Groundstation erstellt hatten, konnten wir uns natürlich nicht mit den alten Designs zufrieden geben und so wurde kurzerhand das Farbschema geändert.

Bild 3: Experiment Setup Gucci-Volantis, bereits in die Gondel integriert, Bild: Frank Windeck

Diese Problembehebung dauerte auch den gesamten nächsten Tag an. Am Tag darauf, am 21.10., sollte beim Morgenmeeting geklärt werden, wann die Experimente in die Gondel integriert werden könnten. Selbstbewusst meldete sich das Team OOXYGEN als erstes ihr Experiment in die Gondel BEXUS 28 einzubauen, danach sollte Gamma-Volantis an der Reihe sein. Die Probleme, die vorher aufgetreten waren, stellten sich als sehr hartnäckig heraus, sodass sich die Integration immer weiter verzögerte. Auch bei Gamma-Volantis gab es noch ein Problem mit der Verbindung zwischen Bodenstation und Experiment, das schließlich dank der Unterstützung der SSC Mitarbeiter behoben werden konnte. Aber nicht nur die Dresdner Teams hatten mit Rückschlägen zu kämpfen. Auch die Italiener von Team TARDIS der Sapienzia Universität in Rom, sowie die Studenten vom Team DESTINY der Ecole Polytechnique aus Paris hatten einige Probleme mit der Software. Das schwedische Team aus Kiruna IRISC hatte dagegen Probleme mit der Hardware, nachdem ihnen mehrmals ihre Hauptrecheneinheit heruntergefallen war.

Bild 4: Morgensonne in Esrange bei -14°C, Foto: Benedikt Boos

Die Teams auf der zweiten Gondel TANOS, SHADE, R2-C2 und IROCS hatten bei der Integration weniger Probleme. Die Integration der Experimente verlief zum größten Teil reibungslos und so konnte die BEXUS 29 Gondel vor der BEXUS 28 Gondel fertig werden und durfte den nächstmöglichen Starttermin wahrnehmen. Der Start war für 6:00 Uhr morgens am 23.10. angesetzt und der Ballon startete um 6:33 Ortszeit in den nur leicht bedeckten Nachthimmel.

Bild 5: Start von BEXUS 29, Foto: Benedikt Boos

Für uns ging die Arbeit aber trotzdem weiter. Nach entbehrungsreichen Tagen und Nächten konnten aber auch bei unseren Experimenten am 23.10. die letzten Handgriffe angelegt werden. Am selben Tag erfolgte der Interference Test, bei dem geprüft werden sollte, ob sich die Experimente gegenseitig in der Kommunikation beeinflussen. Dieser Test wurde nach leichten Anfangsschwierigkeiten erfolgreich absolviert.

Bild 6: Verzweiflung in Team OOXYGEN, Foto: Karina Einicke

Für den Morgen des nächsten Tages war der FCT, der Flight Compatibility Test angesetzt. Bei diesem Test soll nicht nur die Kommunikation des Experimentes mit der Bodenstation, sondern auch die Flugbereitschaft der Experimente getestet werden. Während des Tests wurde die Gondel auf das Ballonpad gefahren und zum ersten Mal den realen Umweltbedingungen ausgesetzt. Dabei bemerkte das Team OOXYGEN einen Druckverlust im Stickstoffsystem, was auf ein undichtes Ventil zurückzuführen war. Innerhalb von 50 Minuten verlor der Tank 150 bar Druck. Durch den geänderten Experimentaufbau stellte dies zum Glück kein Problem dar, denn sonst hätten wir den FCT mit allen Team wiederholen müssen. Grund dafür war, dass die Gondel nach dem FCT und bis zum Start des Ballons nicht mehr verändert werden durfte, ohne den FCT zu wiederholen. Um aber das Ventil fester zu ziehen, hätten man das gesamte Gassystem ausbauen müssen. Nach dem FCT trafen sich alle fünf Teams von BEXUS 28 mit den Verantwortlichen der SSC, des ZARM, des DLR, von Esrange und der ESA, um die Flugtauglichkeit mit einer Unterschrift zu bestätigen. Danach zogen wir uns auf unsere Zimmer zurück und versuchten schon am Nachmittag Schlaf zu finden, da für den nächsten Morgen um 6:00 Uhr der Start angesetzt war. Der Ballon sollte zwar erst gegen sechs starten, aber der Countdown wurde vier Stunden vorher, um zwei Uhr nachts gestartet und die Teams sollten schon eine halbe Stunde eher vor Ort sein, um ihre Groundstations zu starten.

Bild 7: Vollständig integrierte Gondel (links GV, rechts oben OOXYGEN, darunter DESTINY), Foto: Nils Hensch

Nicht lange nach dem Tageswechsel vom 24.10 auf den 25.10. klingelte der Wecker und kurze Zeit später sah man dunkle Gestalten den Weg vom Hotel zum Dome durch die -10°C kalte Nacht stapfen. Die vier Stunden Countdown vergingen wie im Flug, da ständig etwas zu tun oder zu testen war. Das Late Access Team machte sich gegen 4:00 Uhr Ortszeit auf den Weg zum Ballon, um die finalen Vorkehrungen am Ballon zu treffen. Danach begann das Warten auf den Start. Alle Teams standen am offenen Tor des Domes, um den Start mitzuerleben. Leider war es sehr neblig und der Ballon konnte in der Nacht nur erahnt werden. Hin und wieder gab es Updates in Form von Fotos in der Whatsapp Gruppe, aber sonst war nichts außer der fahlen Silhouette des Ballons und des Krans zu sehen, an dem der Ballon befestigt war. Um 6:22 Uhr Ortszeit stieg der Ballon mit den Experimenten der Teams OOXYGEN, Gamma-Volantis, DESTINY, IRISC und TARDIS in den Himmel über Schweden auf und begann seine Reise in Richtung Osten. Sofort danach kehrten die fünf Teams zu ihren Groundstations zurück und empfingen die ersten Daten. Bei Team OOXYGEN begannen die Messzyklen der Sensoren wie erwartet und bei Gamma-Volantis sah es auch auf den ersten Blick vielversprechend aus. Kurze Zeit später aber sorgte die Fehlfunktion einer ihrer Sensoren für große Ernüchterung. Nach rund 3 Stunden Flugzeit wurde der Ballon kontrolliert abgetrennt und die Gondel begann ihren Sinkflug mit Fallschirm zurück zu Erde.

Bild 8: Gondel an Herkules auf dem Weg zum Startpunkt, Foto: Frank Windheck

Der Großteil der Teams war niedergeschlagen, weil nicht alles funktioniert hatte. Simon Mawn vom ZARM hielt daraufhin eine kleine Rede, in der er uns alle dafür lobte, ein eigenes Experiment in der Stratosphäre durchgeführt zu haben. Diese Tatsache war in den letzten Tagen vor dem Start etwas aus dem Sichtfeld geraten. Wir alle hatten uns in die Elektrotechnik, die Software und die Pneumatik der Experimente vertieft. Wir hatten nur noch das Experiment im Blick und nicht mehr, dass es um viel mehr ging als nur ein funktionierendes Experiment. Natürlich hätte alles im besten Fall funktionieren sollen, aber selbst wenn etwas nicht funktioniert, so können wir alle aus den Fehlern lernen und das ist immens wichtig. Aber vor Allem haben wir ein Experiment gestartet, dass bis auf 27000 Meter geflogen ist und durften Erfahrung sammeln, die man nicht theoretisch lernen kann.

Bild 9: STAR BEXUS Teams, Bild: Nils Hensch

Am Abend des Starttages fand das Campaign Dinner mit anschließendem Abendprogramm, das von den Teams vorbereitet wurde angesetzt. Es gab leckeres Essen, viel Gelächter und noch mehr Alkohol…

Am Samstag, den 26.10. schliefen wir fast alle bis mittags aus. Wir waren schließlich freitags mehr als 24 Stunden auf den Beinen gewesen, denn die Afterparty war noch eine ganze Weile in die Nacht hineingegangen. Wir hatten uns für diesen Tag eine Wanderung in den Bergen vorgenommen, jedoch wurde kurzfristig eine Führung über den Raketenstartplatz angeboten, an der wir alle teilnehmen wollten. Die ganze Zeit hatten sich unsere Gedanken nur um die Ballons gedreht, jetzt wollten wir auch einmal etwas Anderes sehen. Am selben Tag wurde ein Recovery Versuch der Gondel vorgenommen, der allerdings fehlschlug, weil das Wetter es dem Bergungshelikopter unmöglich machte, weiter zu fliegen. Während eines Meetings wurde beschlossen, die Recovery auf Montag zu verschieben. Dafür jedoch von jedem Team ein Mitglied für einen weiteren Tag in Schweden bleiben musste.

Bild 10: Skylark Tower mit Startrampe, Foto: Benedikt Boos

Der Sonntag verlief entspannt und ereignislos und am Morgen des 28.10. fuhr der Bus um 4:00 Uhr in der Früh von Esrange in Richtung Flughafen ab, um uns zurück nach Dresden zu bringen.

Bild 11: Gondel Recovery in Finnland, Foto: Simon Mawn

Wieder in Dresden angekommen, warten wir auf die Onboard Daten der Experimente, um die Auswertung abzuschließen und freuen uns auf unsere Betten, um den verpassten Schlaf nachzuholen. Die Teilnahme an BEXUS war und ist eine einmalige Erfahrung, die das Team zusammenwachsen lassen hat und uns alle fachlich extrem weitergebracht hat.

Wir möchten uns noch sehr herzlich bei Simon, Dieter, Stefan, Kathi, Alex, Rodurigo, Paolo, Michael, Arthur, den Mitarbeitern in Esrange, dem Zentrum für angewandte Raumfahrt und Mikrogravitation (ZARM), dem deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt (DLR), der Swedish Space Corporation (SSC), der Swedish National Space Agency (SNSA), der European Space Agency (ESA) und allen anderen Teams für die Erfahrungen, die ohne sie nicht möglich wären  bedanken. 

Per aspera ad astra – Seneca

Text: Benedikt Boos

Critical Design Review bei der ESTEC (Niederlande)

von Frank Windeck


Zum
“Critical Design Review” (CDR) soll das fertige Design eines jeden BEXUS-Experiments
stehen und bereit zur Integration und Verifikation sein. Damit ist es ein
zentraler Meilenstein eines jeden BEXUS-Experiments, für den wir in der letzten
Woche bei der ESTEC (European Space Research and Technology Centre) in den
Niederlanden waren. Zwei Tage davor, am 13.05., startete für jeweils ein
Teammitglied schon der Löt-Crashkurs der ESA, bei dem einem nähergebracht
werden soll, wie man auf Raumfahrtstandard lötet.

Sonntagabend landete der Lötkursflieger, mit „nur“ 1,5h Verspätung in Amsterdam Schiphol, worauf es direkt ins Hotel in der wunderschönen Stadt Leiden ging, eine mittelgroße Studentenstadt nahe der ESTEC. Nachdem man die Kinnlade ob der Radwege dieses Landes wieder unter Kontrolle hatte, ging es dann zügig in die Heia, um am nächsten Morgen pünktlich bei der ESA auf der Matte zu stehen.

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    Landeanflug auf Amsterdam Schiphol
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    Fahrradständer am Bahnhof Leiden Centraal

 

 

Obwohl ein gewisser Professor uns einmal davor warnte, dass die Küste Südhollands und insbesondere die ESTEC dank des konstant katastrophalen Wetters mit Vorsicht zu genießen sei, schien die Sonne am Montag trotzig, was sich glücklicherweise auch durch die ganze Woche zog. Im ESA-Reinraum wurde uns dann gründlichst die Heimwerkerattitüde beim Through-Hole-Löten ausgetrieben, am Dienstag war Surface-Mount dran.

Im Lötkurs bekam man ein Verständnis dafür, warum die Preise raumfahrtzertifizierter Komponenten die der zivilen Äquivalente meist um Größenordnungen überschreiten. Es ist schwer vorstellbar, wie viel Aufwand man für das einfache Anlöten eines Widerstands auf einen PCB betreiben kann, damit die Verbindung auch ausgiebiger Inspektion unterm Mikroskop genügt. Obwohl vermutlich noch kein BEXUS – Experiment auf diesem Level gelötet wurde, allein mangels Reinraums und sauteuren 3D-Mikroskops, wird die Erfahrung bei der Bestückung unserer PCBs sehr helfen.

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    Lötkurs erfolgreich absolviert!
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    Lötstellen werden ausgiebig begutachtet

 

 

Nachdem
wir uns am Montagabend die Vorzüge der hübschen von Grachten durchzogenen Stadt
nähergebracht haben, kamen am Dienstagabend die restlichen Teammitglieder der
beiden Teams aus Dresden an. Da Mittwoch unser CDR war, stand dann erstmal
Vorbereitung auf dem Plan.

 

Kanal in Leiden

Das
CDR selbst ist eine Verteidigung des Experimentdesigns und besteht aus einem
ca. zwanzigminütigen Vortrag vor einem Board mit Ingenieuren und weiteren
Experten von ESA, DLR und ZARM und einer anschließenden anderthalbstündigen
Diskussion. Das Design wird ein paar Wochen vorher in der „Student Experiment
Documentation“ (SED) dokumentiert und vorgelegt.

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    Gamma-Volantis stellt ein hervorragendes PCB-Design vor
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    OOXYGEN beim CDR

 

 

Das
Review war sowohl bei Gamma-Volantis als auch bei OOXYGEN erfolgreich, die
Diskussion hat sehr geholfen, offene Probleme im Design zu finden und
auszubessern und das Board war insgesamt mit unserer Arbeit zufrieden. Um das
zu feiern, ging es dann erstmal an den in Wurfweite befindlichen Ärmelkanalstrand,
wo die gleißende holländische Sonne zwar ¾ der Teammitglieder in zweibeinige
Hummer verwandelte, aber das war es wert.

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    Live-Verbrennen
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    Spaziergang am Ärmelkanal
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    Eis nach dem CDR!

 

 

Am
Donnerstag gab es dann ein paar Vorträge über das BEXUS-Interface und es gab
eine weitere Fragerunde, bei der man die Experten löchern konnte, um letzte
Designprobleme zu klären. Das war wieder sehr lehrreich, und ich denke beide
Teams sind zuversichtlich, ein gutes, funktionierendes Experiment vorlegen zu
können, auch wenn noch sehr viel Arbeit vor uns steht.

Mit
allen Teams und dem Board wurden am Abend dann noch reichlich Pannenkoeken
verspeist (was beweisen sollte, dass „Eierkuchen“ die falsche Bezeichnung ist).
Der Austausch mit den internationalen Teams aus allerlei Ländern aus Europa
(dieses Jahr: Italien, Frankreich, Griechenland, Schweden und Deutschland) und
den Boardmitgliedern aus noch mehr verschiedenen Ländern ist einfach eine große
Stärke des REXUS/BEXUS-Programms.

 

Frühstück an der Gracht

Freitags
mussten dann die restlichen Teams durch ihr CDR, was uns glücklicherweise nicht
betraf, weshalb wir nach Amsterdam gefahren sind. Da die Zuganbindungen in
diesem Land fast so gut sind wie die Radwege, waren wir in Nullkommanix da. Die
Hyperaktiven sind dann auf den Grachten Tretboot gefahren, wohingegen die
Sportverweigerer sich die Meisterwerke im Rijksmusem angeschaut haben. Samstag
hat ein Teil dann noch einen weiteren Trip nach Amsterdam gemacht und je nach
Vorliebe entweder den botanischen Garten oder das jüdische Museum besucht.

 

Tretbootfahren in Amsterdam

Am
Samstagnachmittag war es dann auch wieder Zeit Abschied von den Niederlanden zu
nehmen, ein großartiges Land, von dem Deutschland noch viel lernen kann. Als
wir gegen sechs wieder in Dresden gelandet waren, hatten wir ein erfolgreiches
CDR und einen erfolgreichen Lötkurs hinter uns, da konnte das Abhandenkommen
von Gepäckstücken in den Tiefen der Flughafenlogistik die Laune nur begrenzt
trüben! Jetzt wird das Experiment gebaut!

Noch mehr Bilder von der Reise und vom CDR gibt es bei Twitter:

STAR Dresden
Gamma-Volantis
OOXYGEN

(gerne
followen!)

und auf der Facebookseite von REXUS/BEXUS.