STAR beim Rover Träff 2025

Zum dritten Mal fand vom 9. bis 11. Mai der Rover Träff an der FHNW Brugg-Windisch in der Schweiz statt und STAR Dresden war dieses Jahr zum zweiten Mal dabei.
Dabei waren natürlich das schweizer Heimteam der FHNW. Neben uns waren da noch deutsche Teams aus Frankfurt, Berlin und erstmals aus München, sowie ein italienisches und ein zweites schweizer Team dabei.

Vorbereitung

Unsere Planung der Anreise hing vor allem an der Förderung der Reisekosten durch das FOSTER Programm der TU Dresden, finanziert aus der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern. Durch die Unterstützung konnten wir mit insgesamt 9 Teilnehmern und zwei Fahrzeugen zum Träff fahren.

Beim Lesen der Regeln wurde schnell klar, welche Aufgaben wir ohne großen Aufwand bewältigen können und welche noch etwas Vorbereitung verlangen würden.
Den Rover hatten wir einige Tage vorher ohnehin für die European Rover Challenge auf Fahrtüchtigkeit überprüft.
Leider wurde die neue und selbst entwickelte Drohne, die erstmals Teil vom Rover Träff war, nicht vor der Abfahrt fertig, weil beim ersten Test einige Tage vorher ein Problem festgestellt wurde.

Freitag

Die Strecke von Windisch nach Dresden ist ca. 700 km.
Deshalb haben wir uns schon um 06:30 an der Uni getroffen, um alles einzuladen.
Alle 9 STARler kamen pünktlich (oder zumindest innerhalb des akademischen Viertels) an.

Neben dem Rover haben wir wie immer noch einiges an Werkzeug und Zubehör einpacken müssen, das meiste Gepäck waren aber definitiv Schlafsäcke.
Absichtlich nicht mitgenommen haben wir den WIFI Access Point der Bodenstation, wo wir normalerweise unsere Laptops anschließen. Auf der ERC in Polen hatten wir ihn nie wirklich gebraucht.

Für die Reiseverpflegung sind wir zu REWE gegangen, wo sich jeder ein paar Snacks und Getränke besorgt hat. Außerdem haben wir noch einen Kasten Lohmanns eingeladen. Hintergrund war eine neue Regel vom Träff; jedes Team sollte einen Kasten lokales Bier mitbringen und diese Punkte durften auch wir uns nicht entgehen lassen.

Um kurz nach 8 war die Abfahrt. Wie schon letztes Jahr mussten wir einen kleinen Zwischenstop nahe Stuttgart in Backnang machen. Dort haben wir dann noch einen zehnten STARler, Jonas, eingesammelt.
Aus dem Fehler vom letzten Jahr haben wir gelernt und haben einen großen Bogen um das Stuttgarter Zentrum gemacht, weil sich “Stuttgart das Auto nicht verbieten lässt” und dementsprechend der Verkehr mehr als nur unangenehm ist.
Der Grenzübergang war wie gewohnt einfach (Schengen Raum sei Dank) und so kamen wir genau zur Begrüßung um 19:00 auf dem Campus der FHNW an.

Nach einigen organisatorischen Informationen der Veranstalter haben wir unseren Schlafraum bezogen.
Wie im Jahr davor war es wieder ein Seminarraum im Dachgeschoss der Hochschule, wo wir die Tische und Stühle so zurecht schoben, dass unsere Isomatten Platz fanden.
Einigen von uns war das aber nicht gemütlich genug und deshalb haben sie sich die Sitzcouches vom Flur zusammengeschoben und Betten gebaut – ganz die Ingenieure eben.

Mit dem Schlafplatz vorbereitet konnten wir guten Gewissens Abend essen. Wieder gestärkt packten wir den Rover und das Werkzeug aus dem Transporter in die Teamzone.
Auch das war wieder ein Seminarraum, wo wir zwei ganze Tischreihen für unsere Arbeiten am Rover hatten.
Mit uns im Raum war auch die WARR aus München. Unser erster Eindruck von den Konkurrenten war eine Beruhigung: Auf dem Beamer wurde noch ein Bauteil im CAD konstruiert und der 3D-Drucker lief auch noch. “Den gehts also auch manchmal so wie uns“, dachten wir. Diese Art des indirekten Austauschs ist eines unserer Highlights vom Rover Träff.

Beim Aufbau unseres Equipment haben wir bemerkt, dass wir nur einen einzigen Adapter von schweizer auf deutsche Steckdosen eingepackt hatten … wieso haben die auch andere Stecker …
Somit gingen alle Laptops, Bildschirme und die Rover Ladestation durch einen Adapter.
Nicht ideal, aber es hat funktioniert und wir haben nichts abgefackelt.

Um sicherzugehen, dass am Samstag alles funktionieren würde, sind wir mit dem Rover etwas rumgefahren und haben Dinge mit dem robotischen Arm angehoben.
Die beiden Arbeitsintensivsten Änderungen waren bei den Kameras, wo vorher nicht alle 4 funktioniert hatten, und die Lokalisierung, die aber noch den ganzen Abend Probleme gemacht hat.
Erschöpft, aber zuversichtlich sind wir gegen Mitternacht ins Bett gegangen.

Samstag

Aufbau und Training

Nach dem Frühstück um 7 Uhr hatten wir noch etwas Zeit, um den Rover nochmals zu testen.
Die haben wir vor allem genutzt, um das Zelt zu beziehen, von dem aus wir den Rover steuern würden.
Ähnlich wie bei der ERC darf man während der Challenge nicht den Rover direkt sehen, sondern sitzt einige Meter entfernt in einem Zelt und schaut durch einen Kamera-Feed, was der Rover gerade macht.
Anders als bei der ERC mussten wir unser Zelt nicht nach jeder Aufgabe wechseln, sondern konnten den ganzen Tag dort bleiben – sehr angenehm.

Unsere Bodenstation besteht aus mehreren Laptops, die jeweils eine eigene Aufgabe haben.
Die Veranstalter haben uns beim Aufbau auch gebeten, uns mit einem HDMI Kabel zu verbinden, was sie in unser Zelt verlegt haben. Die Idee war es, den Hauptbildschirm von jedem Team zu haben und für die Gäste auf einem großen Bildschirm anzuzeigen.
Nach einigem Hin und Her hat der Linux Laptop mit den wichtigsten Kameraeinstellungen funktioniert.

Theo wollte unbedingt noch mit dem Maintenance Panel trainieren, an dem später die Task durchgeführt werden würde. Als Armoperator muss er den Aufbau der Aufgabe verstehen, weil durch die 2D Kamerabilder einiges an Tiefeninformation verloren geht.
Als er dann zufrieden war, war es auch schon 10:30 Uhr und Zeit für die erste Aufgabe.

Über alle Tasks hinweg zeigte sich wieder die Nützlichkeit unserer Funkgeräte.
Das Team konnte total verteilt sein, aber dennoch gut miteinander kommunizieren.
Eigentlich seltsam, dass wir das einzige Team mit welchen waren – das wird nächstes Jahr bestimmt anders sein.

Maintenance Task

Nach dem Training am Maintenance Panel mussten wir den Rover kaum bewegen, um die erste Aufgabe zu beginnen. Wir hatten 30 Minuten Zeit um einen Hebel umzulegen, 4 Werte auf einem Bildschirm einzustellen und „Brennstäbe“ zu wechseln.

Das anspruchsvollste dabei war das Einstellen der Werte, weil die Helligkeit des Bildschirms einfach nicht gegen die knallende Sonne ankam.
Unsere Lösung war es jemanden daneben stehen zu haben, der mit einem Stück Pappe schatten auf den Bildschirm wirft.
Um einem besseren Griff zu haben mussten wir hin und wieder auch den Rover bewegen.
Darum war neben Theo auch Carl als Fahrer im Zelt.
Julius stand hinter den beiden um die Zeit im Blick zu halten und im Notfall die Groundstations neu zu starten.

Durch das Training direkt vor Beginn der Aufgabe konnte Theo alles innerhalb von 20 Minuten abschließen. Er wäre sicherlich noch schneller gewesen, wenn wir weniger Verbindungsprobleme gehabt hätten… ein Omen?
Als es spannend wurde, unserem Rover zuzuschauen, sammelte sich eine Menschenmenge von ca. 50 Personen zwischen dem Rover und dem Zelt.
Das hatte sehr negative Auswirkungen auf die Verbindungsqualität zum Rover – Menschen bestehen aus Wasser und das schluckt WLAN richtig gut.
Wenn wir den Access Point für die Bodenstation dabei gehabt hätten, welcher deutlich mehr Sendeleistung als die verwendeten Laptops hat, wäre das sicherlich kein Problem gewesen.
Ohne sinnvolles Bild konnte der Rover nicht bewegt werden, was wieder so uninteressant war, dass sich die Menschenansammlung verstreute und das Signal spürbar besser wurde – diese Erfahrung haben wir dann direkt für die nächsten Tasks genutzt.

Probing Task

Beim Probing mussten drei metallische Stäbe, sog. “Probes”, verteilt werden, ein Stein eingesammelt und gewogen sowie ein Loch gebohrt werden.
Da unser Bohrer noch nicht einsatzbereit war, haben wir uns auf das Ablegen und Einsammeln fokussiert – wiegen konnten wir leider auch nicht.

Weil der Bereich dieser Aufgabe noch weiter vom Zelt entfernt war, hatten wir schon vor der Aufgabe massive Verbindungsprobleme. Darum haben wir entschieden, die Antenne vom Rover abzubauen und an einem Stab nebenher zu tragen, damit er über die Zuschauer hinweg senden konnte. Die Organisatoren haben das freundlicherweise ohne Punktabzug zugelassen. Damit war die Verbindung zwar nicht perfekt, aber spürbar besser.

Ablegen musste man die Probes an mit Kies gekennzeichneten Punkten. Mehr Punkte gab es, wenn man die Probe in den Kies stecken konnte, ohne dass sie danach umfiel.
Eben das versuchten wir und schafften es auch bei zwei der drei Probes.

Den Stein konnten wir dann auch noch einsammeln. Da wir diesen eh nicht hätten wiegen können, haben wir einfach den erstbesten Stein genommen.

Navigation

Bei der Navigation müssen mehrere Zielpunkte in beliebiger Reihenfolge angefahren werden und es wird die Entfernung zum Zielpunkt gemessen.
Die meisten Punkte gibt es, wenn das ganze autonom geschieht, also man dem Rover nur die Karte und Zielpunkte vorgibt und er sich selbständig dorthin bewegt.

Wie wir kurz vorher feststellen mussten, war das für uns nicht umsetzbar. Lars und Ole hatten am Abend vorher und auch noch am Vormittag lange daran gesessen, leider ohne Erfolg. Darum sind wir alle Punkte manuell und mit Kamera angefahren.
Am Steuer saß Lars und die Kamera wurde von Ole bedient.

Weil die Zielpunkte sehr klein und im Gras nur schwer zu sehen waren, haben wir einen Punkt nicht perfekt erwischt, waren aber dennoch in Reichweite, um die maximale Punktzahl zu erreichen. Alles in allem trotzdem eine erfolgreiche Task.

Team Task

Die meisten waren nun bereit für eine Pause und der Foodtruck war auch schon da, aber wir hatten vorher noch die Team-Task zu bewältigen.
Dafür müssen zwei Teams auf gegenüberliegenden Seiten eines Grabens zusammenarbeiten, um eine Brücke zu bauen und diese zu überqueren.

Unser Partner-Team war Project RED aus Italien. Ihr Zelt war direkt neben unserem, also konnten wir einfach eine Trennwand abnehmen und miteinander kommunizieren.

Leider war der Arm von Project RED zu diesem Zeitpunkt aufgrund eines Defekts nicht mehr einsatzfähig, weshalb wir die Brücke allein bauen mussten.
Da die Rover auf unterschiedlichen Seiten des Grabens standen, konnten wir durch die Kameras von Project RED besser die Distanzen einschätzen, was die Erfüllung der Task sehr vereinfachte. Somit lief die Aufgabe recht flüssig und uns wurde noch etwas zusätzliche Zeit eingeräumt.
Am Ende waren beide Rover auf den gegenüberliegenden Seiten und der Jubel der Zuschauer war groß.

Drone Task

Da unsere Drohne leider noch nicht funktioniert hat, fiel die nächste Aufgabe für uns aus, was zu einer notwendigen Pause und Mittagessen für alle führte.
Trotzdem war es schade, denn der Drone Cage, den die FHNW aufgebaut hat, war einfach großartig.

Recovery Task

Unsere letzte Aufgabe des Tages war es, eine Schaufensterpuppe namens Julia Gagarin zu finden und zu retten. Das Finden erwies sich als einfach, weil sie einen glänzenden Raumanzug trug. Um sie in die vorgesehene Rettungszone zu transportieren, mussten wir ein Seil am Rover einhaken.
Das gelang nach etwas Probieren sogar mit dem robotischen Arm, was uns einige Punkte bescherte.

Sobald Julia Gagarin in der Rettungszone lag, mussten wir uns mit dem Gesundheitsmonitor verbinden.
Eigentlich sollte das per WLAN gehen, bei uns war allerdings nur LAN möglich, was ein paar Punkte Abzug gab. Mit aufgebauter Verbindung konnten wir dann aber einen Server starten und ihren Zustand an die Juroren melden. Insgesamt eine sehr nette und abwechslungsreiche Aufgabe.

Siegerehrung

Nach dieser letzten Aufgabe hatten wir einen Moment um uns zu entspannen und ein Teamfoto zu machen. Recht zügig wurden wir aber gebeten, für die Siegerehrung zu den Zelten zu kommen. Die Sieger wurden von unten nach oben mit den jeweils erreichten Punkten verkündet:
Wir haben es beim Rover Träff 2025 auf den zweiten Platz geschafft, wobei nicht viele Punkte bis zur FROST auf dem ersten Platz gefehlt haben. Herzlichen Glückwunsch an die Gewinner!

Abend

Nun aber wirklich fertig, mussten wir uns in der Teamzone von den Geschehnissen und der prallen Sonne erholen.
Theo, der den ganzen Tag den Arm gesteuert hatte und für viele unserer Erfolge verantwortlich war, war aber schon direkt motiviert, Verbesserungen für den nächsten Arm umzusetzen. Trotzdem haben wir dann den Rover und alles Werkzeug gesammelt und ins Fahrzeug verladen.

Während wir noch Dinge eingeladen haben, wurde ein Kühlschrank auf einer Sackkarre an uns vorbei zur Wiese gefahren. Dort fand nämlich dann das Abschlussgrillen statt.
Rico, der seine Hilfe am Grill angeboten hatte, wurde direkt vollständig dort eingebunden und der Rest versuchte an einem Tisch, aber nicht in der direkten Sonne zu sitzen.
Es wurde geredet, getrunken und gegessen, bis irgendwann die Sonne weg war.
Dann wurden gemeinschaftlich alle Tische, Bänke und Kühlschränke rein getragen, wo die Feier bis in die Nacht weiter lief.

Sonntag

Die meisten von uns gingen kurz nach Mitternacht ins Bett, andere blieben bis um 4 Uhr wach. Alle mussten aber um 8 Uhr aufstehen um zu frühstücken. Das Frühstück wurde sowohl am Samstag als auch am Sonntag von der FHNW organisiert und bestand aus einer Auswahl an verschiedenen Croissants.

Anschließend packten wir unsere privaten Sachen in die Autos, verabschiedeten uns und machten uns auf die lange Heimreise.
Als zusätzlichen Gast haben wir noch ein Teammitglied des FHNW Teams mitgenommen, der in die Nähe von Stuttgart musste. Dadurch konnten wir auf der Rückfahrt leider keinen Bogen um Stuttgart herum machen. In Stuttgart war auch eins der Highlights der Fahrt, als wir auf Grund von interessanter Baustellenumfahrung wieder zu gefühlten Geisterfahrern mit Gegenverkehr auf beiden Seiten wurden.
Das andere Highlight war kurz vor Dresden, als wir über Google Maps einen Stau beim Entstehen sahen und kurz vorher die Ausfahrt nehmen konnten und so einen längeren Aufenthalt ganz kurz vor Dresden vermeiden konnten. Somit sind wir dann gemütlich über die Dörfer gefahren, bis wir wieder im Dresdner Stadtgebiet angekommen waren.

Zu guter Letzt räumten wir den Rover und alles Werkzeug wieder an ihre Plätze in der Uni und verabschiedeten uns noch voneinander.

Alles in allem eine sehr gelungene Exkursion zum Rover Träff 2025. Wir finden dadurch nur noch mehr: Der Rover Träff ist eine wunderbare Ergänzung zum Hauptevent der European Rover Challenge. So kann man einige Monate vor der ERC die Technik testen, Probleme frühzeitig erkennen und noch rechtzeitig beheben. Der Austausch mit den anderen Teams und erste Erfahrung mit den Vorbereitungsprozeduren der Aufgaben sind Gold wert!

Vielen Dank an das Orga-Team und auch an Prof. Wahlen, der den Rover Träff und das FHNW Rover Team akademisch betreut.

Bericht REXUS Kampagne 2023 – S Cephei

Fast vier Jahre nach unserem Letter of Intent für die Teilnahme am REXUS Programm mit dem Experiment S Cephei 2019 stand Ende März 2023 endlich die lang ersehnte und schon zweifach verschobene Startkampagne in Esrange, Schweden, an. Sechs Mitglieder unseres Teams wurden zum Esrange Space Center eingeladen, um die letzten Vorbereitungen an unserem Experiment durchzuführen und den Start zu begleiten. 

Am 21. März reisten wir von Dresden über Stockholm bis nach Kiruna in Nordschweden. Neben uns sind auch die Studierendenteams Deadalus2 der Universität Würzburg, HERMESS der Universität der Bundeswehr München, ECRIDA der University Politehnica Bucharest und RaPTeX der Arctic University of Norway angereist. Für die zeitgleich stattfindende REXUS30 Kampagne waren außerdem die Teams IMFEX der RTWH Aachen, µMoon der FH Aachen, B2D2 des Royal Institute of Technology Stockholm und ASTER der Luleå University of Technology da. Man kannte sich bereits aus vorherigen Reviews und Events im Rahmen des REXUS Programms und so war es ein freudiges Wiedersehen. Mit dem Bus ging es vom Flughafen zum Esrange Space Center etwa 45 km außerhalb von Kiruna.

Da es sich bei Esrange um ein ziviles Sperrgebiet handelt, mussten wir uns am Eingangstor erst die Ausweise abholen, welche uns dann Zutritt zu allen Räumlichkeiten verschaffen, die unserer Sicherheitsstufe entsprechen. Zudem wurden die durchaus strengen Sicherheitshinweise erläutert. Diese beinhalten beispielsweise das absolute Fotoverbot von Antennen und Satellitenschüsseln.

Kurz nach Mitternacht haben wir es endlich in das charmante Hotel Aurora (das Gästehaus in Esrange) geschafft, wobei wir schon beim Aussteigen aus dem Bus die ersten Polarlichter sehen konnten.

Am nächsten Tag stand nach dem Frühstück das erste morgendliche Meeting an, in dem wir eine detaillierte Einweisung in die Durchführung der Startkampagne erhalten haben. Für die Organisation und Durchführung des Starts sowie für die Unterstützung der Studierenden-Teams waren mehrere Institutionen vor Ort beteiligt: ESA, DLR, MORABA, SSC und das ZARM Bremen, sowie natürlich alle Teams. Nach der Einführung ging es in den Dome, eine sehr große Halle, in der wir die Möglichkeiten hatten, unser Experiment zu sichten und nach seiner langen Reise wieder in Betrieb zu nehmen.

Das Experiment hatte den Transport gut überstanden, jedoch war die verwendete Lichtleiterplatte zerbrochen. Das Ersetzen der Beleuchtung mit den nur sehr spärlich vorhandenen Ersatzteilen füllte auch noch den nächsten Tag. Dennoch war das Ergebnis sehr überzeugend! Man könnte fast meinen, es war besser als zuvor.

Die Hintergrundbeleuchtung mit Fasertape funktioniert besser als zuvor (Bild: S Cephei)

Am Abend des zweiten Tages fand der Start der BROR Mission auf einer Höhenforschungsrakete (etwa 250 km Flughöhe) statt, welche in mehreren Impulsen eine Art künstliches Polarlicht durch das Ausstoßen von Substanzen erzeugte. Das Ganze ähnelt dabei einem übergroßen Feuerwerkskörper. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen möchten damit weitere Erkenntnisse über das Space Weather und Winde in großen Höhen gewinnen. Auch für uns als Beobachter war es sehr schön anzusehen, wie viele bunte Punkte nach und nach am Himmel auftauchten.

In den folgenden drei Tagen finalisierten wir die Vorbereitung des Experimentes S Cephei. Dies beinhaltete auch das Befüllen der vier Kammern mit der bereits in Dresden gemischten CNT-Suspension. Das fertige Experiment war dann bereit für die Kommunikations- und Timeline-Tests mit den anderen Experimentmodulen und dem Bordcomputer. Diese Abläufe wurden sehr oft durchgeführt, damit Fehler und Probleme während des richtigen Starts ausgeschlossen werden können. Alle Tests waren erfolgreich, wodurch die Payloads der Rakete endgültig zusammengeschraubt werden konnten.

REXUS29 während des Kommunikationstest (Bild: S Cephei)

Am 27. März trafen sich alle an der Kampagne Teilnehmenden um 5 Uhr morgens im Dome für ein Gruppenfoto. Die beiden fertig zusammengebauten Raketen waren zum letzten Mal zu sehen, bevor sie zum Startkomplex transportiert und mit den Raketenmotoren verbunden wurden. Das frühe Aufstehen zeichnete von nun an die restliche Zeit in Schweden aus, da die vielen (Test-)Countdowns noch weit vor dem Sonnenaufgang gestartet wurden, um ein möglichst flexibles Startfenster zu haben. Dies betraf insbesondere die Personen, die unsere Groundstation betreiben durften.

(fast) Alle Beteiligten der REXUS29/30 Kampagne (Bild: ESA/Jeffrey Gorissen)

Nach der Experimentübergabe nahm die Anspannung etwas ab und wir konnten das Warten auf die Raketenstarts entsprechend der schwedischen Gegebenheiten genießen. Insbesondere auch der Austausch mit den anderen Studierenden und Mitarbeitenden der betreuenden Institutionen brachte viel neue Inspiration. Gerade dies macht das REXUS/BEXUS Programm aus.

Um unsere Lieblingsstadt in Sachsen mit Respekt und Ehre zu vertreten, haben wir den besten uns bekannten Designer des Teams S Cephei beauftragt, um ein Logo für die diesjährige Kampagne zu entwerfen. Der Ausgeschriebene Logowettbewerb versprach unglaublichen Ruhm. Unser Design stieß auf sehr große Resonanz – gerade bei den deutschen Teams und Betreuern:

Unser eingereichtes Logo hat sich gut gegen die Konkurrenz behauptet, konnte sich allerdings am Ende nicht gegen die anderen, auch starken, Logoentwürfe durchsetzen (Bild: S Cephei)

Mit den Arbeiten an der Rakete durch die Experten blieb für uns etwas Zeit für Freizeit. So waren die nächsten Tage für uns geprägt von der idyllischen Schneelandschaft Nordschwedens und dem wieder hervorragenden Essen. Wir konnten einige Runden auf den vorgezogenen Loipen über den Ballon-Startplatz drehen oder auch mal unsere eigenen Bahnen durch die unberührte Schneelandschaft der Wälder ziehen.

Langlauf (Bild: S Cephei)

Auch am Eisfischen haben wir uns versucht. Zumindest das notwendige Loch konnte nach einigem Bemühen erfolgreich in das einen halben Meter dicke Eis gebohrt werden. Die Fische wollten dann aber nicht so recht beißen. Daher blieb es bei Schneewanderungen über die vereisten und verschneiten Flussläufe. Für die körperliche Ertüchtigung war entsprechend gesorgt.

Das winterliche Schweden (Bild: S Cephei)

Zum Zeitvertreib mit Lerneffekt gab es außerdem Anekdoten-gefüllte Vorträge von Koen zur Arbeit bei der ESA. Die kurzweiligen und gut besuchten Veranstaltungen erlaubten interessante bis skurrile Einblicke in unterhaltsamer Manier. Außerdem gab es die Möglichkeit, den Teststand von Isar Aerospace zu besuchen. In Kiruna möchte das deutsche Unternehmen seine entwickelten Triebwerke testen und wir durften erste Blicke auf den Teststand werfen.

Abends ging der Blick immer auf die Aurora-Vorhersage mit der Hoffnung, das beeindruckende Naturspektakel nochmal einzufangen. Die ersten Abende konnten aber wahrlich nicht mehr übertroffen werden. Stattdessen wurde oft die vorhandene Sauna mit dem ein oder anderen Schneeaufguss ausgenutzt.

Polarlichter (Bild: S Cephei)

Am 29. März konnten wir den Start von REXUS30 miterleben. Um 5 Uhr morgens wurden wir per Auto und Bus auf den Radar Hill gefahren, von dem es eine wunderbare Aussicht auf den Startkomplex gab. Es galt dann nur noch eine Stunde in der eisigen Kälte bei etwa -10°C zu warten, bis endlich die Warnsirene ertönte. Das ist das Signal, dass es nur noch 15 Minuten bis zum Start sind. Der Start war erfolgreich und echt beeindruckend! Den Start einer echten Rakete aus so geringer Entfernung zu erleben, unterscheidet sich wirklich von den Eindrücken, die man aus Videos kennt! Zurück im Dome erhielten wir erste Informationen, wie die Experimente der anderen Teams gelaufen sind.

Am nächsten Tag stand der Rollout von REXUS29 an. Das heißt, wir hatten die Chance, die Rakete mit integriertem Raketenmotor zu sehen, bevor sie endgültig in das Startgebäude gebracht wird. Außerdem gab es eine Tour des Skylark Launch Towers und des erneuerten Gebäudes für die Raketenmontage. Am Nachmittag war es auch für uns an der Zeit, per Unterschrift zu bestätigen, dass unser Experiment ganz offiziell bereit für den Start ist. Dies geschah in einer fast zeremoniellen Sitzung, in der alle Teamchefs auf dem Startvertrag unterschrieben.

Der erste Startversuch wurde wie erwartet aufgrund zu hoher Winde abgesagt. Der Wetterballon, der vor dem Raketenstart losgelassen wurde, hatte eine beachtliche laterale Bewegung. Ein Start an diesem Tag war ausgeschlossen. Am nächsten Tag, dem 1. April, erfolgte dann der aussichtsreiche zweite Versuch. Unsere motivierte Crew der Bodenstation durfte auch an diesem Tag von Anfang an ihre wichtigen Aufgaben wahrnehmen. Getrieben von ihrem Forschungswillen drückten sie die Knöpfe, die gedrückt werden mussten. Sagten die Sachen, die gesagt werden mussten.

Die bemannte S Cephei Groundstation (Bild: ESA/Jeffrey Gorissen)

Kurz vor Start wurde wieder ein Wetterballon gestartet. Anders als am Vortag glitt dieser angeschienen von der aufgehenden Sonne fast senkrecht in den wolkenlosen Himmel. Wenige Minuten später folgte die Rakete mit unserem Experiment. Schnell verschwand sie in den Höhen und wir gingen frühstücken.

REXUS 29 Launch (Video: Jeffrey Gorissen)

Am Mittag sahen wir dann unser Experiment wieder. Zusammen mit den anderen Experimenten wurde die Payload von einem Helikopter vor dem Dome abgelegt. Die Anspannung aller war groß, endlich die Experimente nach jahrelanger Entwicklungszeit zu inspizieren. Unser Experiment sah sowohl äußerlich als auch nach dem aufwändigen Auseinanderschrauben überraschend intakt aus. 

Die wichtigsten Daten, die Videoaufzeichnungen der Kameras, wurden gesichert und gleich gesichtet. Die Aufzeichnung aller sechs Kameras hat funktioniert. Da die erwarteten Ergebnisse nicht direkt beobachtet werden konnten, wurden sofort Untersuchungen gestartet. Ein Ergebnis steht hier allerdings noch aus.

Die per Helikopter geborgene Payload der REXUS29 Rakete (Bild: ESA/Jeffrey Gorissen)

Anschließend wurde das Experimentmodul wieder transportgerecht vorbereitet und verpackt. In einem Meeting wurden von allen Teams die vorläufigen Experiment Ergebnisse vorgestellt, welche ein breites Spektrum an Erfolgen aufzeigten.

Der letzte Abend beinhaltete traditionell auch das Kampagnen-Dinner, bei dem alle Teilnehmer der Kampagne in entspannter Atmosphäre Spezialitäten der schwedischen Küche genießen. Dabei wurden noch einige zusammenfassende Schlussworte und Reden gegeben und die Teams erhielten eine Kampagnen-Urkunde. Abschluss des letzten Abends sollten die vorbereiteten Sketche der einzelnen Teams sein. Die lustigen Anekdoten, pointierten Theaterstückchen und engagierten Einlagen ergänzten wir um ein akustisch-visuelles Meisterwerk der zeitgenössischen Kunst.

Am 2. April ging es nach elf vollen, aber spannenden und zum Teil auch erholsamen Tagen zurück nach Dresden. Nun steht noch die Auswertung der aufgezeichneten Messdaten an.
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Mitarbeitern der zahlreichen Raumfahrtorganisationen bedanken, die es Studierenden aus ganz Europa ermöglichen, solche Erfahrungen zu sammeln. Dieser Programmzyklus wird uns auch aufgrund der mehrfachen Verschiebungen aufgrund von Corona sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben, aber umso dankbarer sind wir, dass die Kampagne trotzdem noch stattfinden konnte! Mehr Informationen zum REXUS/BEXUS Programm finden sich auf der offiziellen Webseite.

Autor: Jonathan Bölk

European Rover Challenge 2022 – Die Rückkehr der Rover

Bereits zum vierten Mal in Folge fand die European Rover Challenge (ERC) in Kielce, Polen, statt. Nachdem die STAR 2021 mit ihrem ersten Rover ELECTRA einen erfolgreichen 5. Platz erreichen konnte, hat sich jedoch sowohl auf dem 1600 m2 großen Mars-Yard als auch an unserem Rover einiges getan.
Die Früchte dieser Arbeit galt es bei der ERC 2022 vom 09. bis 11. September unter Beweis zu stellen und so begann die Reise mit 20 STARlern nach Kielce.

Tag 1 – Donnerstag (08. September 2022)

Treffpunkt war der Nettoparkplatz um 4 Uhr morgens. Nachdem wir am Abend vorher bereits MEROPE und diverses Equipment verladen hatten, standen “Carla 1” bis “Carla 3” (9-Sitzer) und “Carlos” (VW-Crafter) bereit, die Reise anzutreten.

Insgesamt standen mehr als 7 Stunden Fahrt vor uns und das große Ziel war, Mittags in Kielce anzukommen, um MEROPE bereits für ein paar Stunden auf dem Mars-Yard testen zu können.

  • Reiseroute von Dresden nach Kielce

Während der Fahrt wurde viel geschlafen und die Zeit während der Pausen entsprechend aktiv genutzt, um sich die Beine zu vertreten.

  • Ingenieure sind eben auch nur große Kinder

Kurz nach 12 Uhr erreichte die Kolonne ihr Ziel – die Politechnika Świętokrzyska in Kielce. Direkt im Anschluss wurde ein erster Blick auf den Mars-Yard geworfen und das Gelände inspiziert.

  • Erste Begutachtung des Mars-Yards



Da die Teamzone – die Halle, in der sich die Teams auf die einzelnen Tasks vorbereiten – noch nicht offen war, wurde MEROPE kurzerhand auf der Wiese vor dem Mars-Yard aufgebaut. Dank der neuen Bauweise ging dieser Prozess deutlich schneller als noch letztes Jahr vonstatten und so war wenige Minuten später MEROPE bereit, den Mars zu erkunden!

  • Das Equipment war für die Reise sicher verstaut und alles hat die Fahrt unbeschadet überlebt

Die ersten Meter auf dem Mars-Yard machten direkt Hoffnung. Das überarbeitete Antriebskonzept schien perfekt zu funktionieren und kein Lavafluss oder Graben war zu steil.

MEROPE war allerdings nicht der einzige Rover auf dem Mars-Yard und so konnten wir direkt ersten Kontakt zu den anderen Teams aufnehmen.

  • Team AGH Space Systems - Polen

Nach den ersten erfolgreichen Tests und einer kurzen Mittagspause wurde die Teamzone geöffnet und wir fingen an, unser Lager einzurichten. Jedes Team bekommt da bei ein 3x3m großes Zelt zur Verfügung gestellt, in dem alles vorbereitet werden konnte. Zudem befindet sich ein ausgewiesener Bereich für Fahrttests und der Stand der Kampfrichter und Organisatoren in der Halle.

  • Teambesprechung und Planung für das Ausladen und Einräumen in die Teamzone

Im Laufe des Tages wurden noch fleißig weiter programmiert und getestet, damit der folgende Tag mit Science und Maintenance Task ein erfolgreicher werden konnte.
Gegen 21 Uhr brachen wir das erste Mal zu Pacman-Pizza auf (ein Klassiker in Kielce – und man hat uns sogar direkt aus 2021 wiedererkannt!), um das Abendessen zu holen und sind anschließend bei sintflutartigen Verhältnissen zu unserer Unterkunft gefahren.

  • Man munkelt, dass es regnet

Tag 2 – Freitag (09. September 2022)

Der Freitag begann in aller Frühe und auf dem Plan standen vormittags der Science Task und Nachmittags der Maintenance Task. Bei dem Science Task haben wir untersucht, ob sich die Lavatunnel des Mars-Yard für eine Besiedlung durch Menschen eignen. Da Lavatunnel auf dem Mars mehrere hundert Meter im Durchmesser groß sein können, ist es prinzipiell möglich, Habitate in solche Tunnel zu bauen. Durch die natürliche Barriere wären die Bewohner vor Mikrometeoriten, Strahlung und Sandstürmen geschützt und könnten eine Basis errichten.

  • Lavatunnel auf der Erde können bis zu 15 m im Durchmesser und bis zu 50 km lang werden - Bild mit Midjourney erstellt

Zusätzlich gilt es bei dem Science Task die Augen nach versteckten Artefakten aufzuhalten, die eigentlich nicht auf den Mars gehören.
Mit diversen Kameras ausgerüstet, wurde MEROPE zum Mars-Yard getragen und die Bodenstation eingerichtet.

  • Das Team bereitet sich im Zelt der Bodenstation auf den Science Task vor und bespricht den anstehenden Task

Kurz nach dem Start gab es allerdings Probleme mit der Kommunikation und die Auflösung der Kamera Streams musste reduziert werden. Das hatte zur Folge, dass unsere Rundumsicht stark beeinträchtigt war, wodurch leider einige Objekte nicht erkannt werden konnten. Durch die stark verzögerten Streams war auch die Steuerung von MEROPE herausfordernd und wir konnten noch nicht das gesamte Potenzial des Rovers ausschöpfen.

Trotzdem konnten wir einige besondere Gegenstände finden und auch ein paar interessante Fotos von den Lavatunneln machen. Die Lavatunnel wirkten auf den ersten Blick sehr interessant für ein Habitat, allerdings sind sie auf dem Mars-Yard vermutlich doch etwas zu klein …

  • MEROPE erklimmt den ersten Lavastrom, um einen Blick auf und in die Lavatunnel zu werfen. Dafür ist der Arm mit einer Taschenlampe ausgestattet (im Bild orange)

Ein paar Stunden später stand der Maintenance Task an. Hierbei muss der Rover mit Hilfe des Arms verschiedene Schalter umlegen, die Spannung in einer Steckdose messen und einen LAN-Stecker einstecken.
Dieses Jahr konnten wir unsere Inverse Kinematik rechtzeitig zum Laufen bringen und auch schon vor der ERC testen und waren somit zuversichtlich, ein gutes Ergebnis zu erzielen und so ging es auf zum Maintenance Board.

Bei bestem Wetter geht mit der Tragehilfe auf zum Mars-Yard

Nach einer kurzen Einweisung und dem Aufbau der Bodenstation ging es auch schon los und die ersten Knöpfe wurden gedrückt. Die Kommunikationsprobleme aus dem Science Task waren diesmal behoben, allerdings machte der Roboterarm kurz darauf Dinge, die er nicht tun sollte. Vermutlich war bei der Initialisierung der unterschiedlichen Achsen ein End-Stopp nicht erreicht worden und die Encoder somit nicht korrekt initialisiert. Damit war es leider nicht mehr möglich, alle Elemente zu erledigen, allerdings konnten wir dennoch einige Punkte einsammeln.

  • Auf den Panelen beim Maintenance Task warten viele unterschiedliche Aufgaben auf MEROPE und vor allem den Arm

Im Anschluss an den Task begannen die Organisatoren, den Zeitplan umzubauen, da für den Samstag durchgehend starker Regen vorhergesagt wurde, was die Tasks gefährden könnte. Der Plan sah somit vor, dass alle Tasks am Freitag erledigt werden sollen – bis weit nach Mitternacht – und somit der Samstag als Wettkampftag nicht mehr gebraucht wurde.
Da wir allerdings dieses Jahr ein relativ wasserfestes Design entwickelt hatten und für die restlichen beiden Tasks keine Autonomie vorgesehen war, entschieden wir uns in Absprache mit den Kampfrichtern, trotzdem am Samstag anzutreten. Im Falle von Regen wurde uns erlaubt, ein Pavillon-Zelt über den Rover zu halten.

Mit diesem Wissen im Kopf ging es wieder zurück zur Unterkunft, um etwas stark benötigten Schlaf nachzuholen.

Tag 3 – Samstag (10. September 2022)

Tag 3 begann erneut mit dem Versuch alles aus MEROPE rauszukitzeln, was möglich war. Dafür haben unseren Programmierer keine Kosten und Mühen gescheut, um die Effektivität ihrer Arbeit zu erhöhen.

Fachpersonal muss natürlich auch mit Fachausrüstung arbeiten!

Gleichzeitig hat sich die Mechanik-Abteilung auf die bevorstehende Sintflut und MEROPEs Umfunktionierung zu einem Amphibienfahrzeug beschäftigt. Nach einigem Überlegen kam man zu dem Entschluss, dass Frischhaltefolie das Mittel der Wahl sein muss.
Kurzerhand wurde MEROPE also wasserfest verpackt. Nach dem Wiegen ging es mit Ehrengeleit für MEROPE zum Mars-Yard.

  • Letzte Vorbereitungen bevor MEROPE in den Regen losgelassen wird

Auf dem Mars-Yard angekommen, wurde uns das Ausmaß der Umstände erst wirklich klar. Aber wir waren zuversichtlich, dass der Rover dem Wetter standhält – MEROPE ist schließlich nicht aus Zucker!
Bei dem anstehenden Navigation-Task muss der Rover bestimmte Wegpunkte anfahren und anschließend wird der Abstand zwischen Wegpunkt und Rover gemessen. Werden dabei Kameras benutzt, gibt es einen Malus, allerdings war unsere Autonomie nicht ganz fertig geworden und durch den schützenden Pavillon sowieso nicht nutzbar, wodurch wir diesen Punktabzug in Kauf nehmen mussten.
Gleichzeitig kam uns allerdings auch das neue Antriebskonzept zugute. Im Gegensatz zu ELECTRA hat MEROPE die Antriebsmotoren nicht in der Radnabe, sondern höher gesetzt auf den Bogie-Hubs. Damit kann MEROPE durch knapp 30 cm tiefes Wasser fahren, bevor Wasser mit Elektronik im Chassis in Berührung kommt.

  • Tektonische Grabenbruchsysteme waren gestern - heute gibt es durchflutete Kanäle

Trotz der Umstände hat MEROPE den ersten Einsatz im Wasser erfolgreich gemeistert. Wir konnten alle Punkte anfahren und bei vier von fünf Punkten standen wir sogar perfekt darauf.

Nicht nur die Entscheidung bei Regen zu fahren, sondern auch der Einsatz des Teams gerade auf dem Mars-Yard hat zu viel Zuspruch geführt und wird uns allen bestimmt noch lange in guter Erinnerung bleiben.

Für den nächsten Task – den Probing and Sampling Task – müssen die Rover kleine Messsonden an bestimmten Orten auf dem Mars-Yard auswerfen. Anschließend sollen noch Bodenproben gesammelt und gewogen werden.
Für diese Aufgabe musste der Arm wieder angebaut und der Rover – diesmal mit Arm – wasserfest gemacht werden.

  • Diesmal wurde MEROPE sogar getragen, aber eine Plane musste trotzdem sein

Während des Tasks mussten wir einen der Wasser-durchflossenen Krater durchfahren und sind direkt einem anderen Rover begegnet. Zum Glück waren wir deutlich größer und schwerer und hatten somit Vorfahrt. Der kleinere Rover – LEO – wird von den Remote Teams genutzt, welche für den Remote Wettkampf keinen eigenen Rover bauen, sondern einen industriellen Rover programmieren und aus der Heimat fernsteuern.

Eine Begegnung mit dem LEO-Rover, der von den Teams der Remote-Challenge genutzt wird

Damit wir etwas Zeit während des Tasks sparen können, haben wir nicht den Greifer auf den Arm montiert, sondern direkt die Schaufel. Um dennoch die Messsonden auswerfen zu können, wurden sie so angebaut, dass man sie quasi mit einem sanften Golf-Schlag aus ihrer Halterung auswerfen konnte. Das ganze klappte ziemlich gut und wir konnten alle Messsonden an ihre vorbestimmten Plätze bringen.

Einer der Orte lag dabei sogar unter Wasser, während ein anderer nahe der Spitze des großen Vulkans war.
Nachdem alle Messsonden ausgeworfen waren, ging es weiter zum Sampling – dem Aufnehmen von Bodenproben. Hierbei kam es allerdings zu Schwierigkeiten, als der Greifer auf den harten Boden stieß. Dadurch, dass der Boden so fest war, hat der Motor zum Schließen der Schaufel zu viel Energie benötigt und somit jedes Mal die Strombegrenzung ausgelöst. Dadurch ging auch die Energie für den RaspberryPi des Arms aus und er musste neu gestartet werden.
Unabhängig davon konnten wir dennoch einen erfolgreichen Task zu Ende bringen und somit auch die technischen Tasks der ERC 2022 erfolgreich abschließen.

  • Selbst im tiefen Wasser müssen Messsonden abgelegt werden

Bevor die traditionelle Party am Samstagabend mit den Veranstaltern und anderen Teams anstand, gab es für uns noch den letzten Task – den Presentation Task. Hierbei stellt jedes Team seine Projektplanung und Umsetzung vor und erhält die Möglichkeit, der Jury Feedback zu dem Wettkampf zu geben.

Für die Präsentation und die Diskussionsrunde sind jeweils etwa 20 bis 30 Minuten vorgesehen.

  • Vor dem Presentation Task wird die Präsentation noch einmal mit allen durchgesprochen und letzte Unklarheiten beseitigt

Nachdem alle Disziplinen beendet waren, ging es auf zum Kosmos Club in der Echo-Galerie direkt hinter dem Gelände der Politechnika.
In einem etwas lauten, aber dennoch sehr kollegialem Umfeld konnten wir die ersten Erfahrungen Revue passieren lassen und uns direkt mit den Mitgliedern anderer Teams austauschen.

  • Nach so vielen Monaten harter Arbeit ist es nun Zeit, etwas zu entspannen

Tag 4 – Sonntag (11. September 2022)

Nach einer längeren Nacht begann der Sonntag ganz entspannt mit dem Mittagessen in einer typischen polnischen Gaststätte. Im Angebot standen neben diversen Pierogi auch Kartoffelpuffer und andere Spezialitäten. Dank eines unserer Mitglieder, welches Polnisch spricht, konnten wir problemlos alle 20 Teammitglieder auf den gerade so ausreichenden Plätzen unterbringen und vor allem die Bestellung erfolgreich durchführen. An dieser Stelle noch einmal ein besonderes Danke an unseren David, der uns durch seine Sprachkenntnisse den Aufenthalt in Polen erleichtert hat!

  • In einem urigen Lokal gab es verschiedene polnische Spezialitäten zu essen

Im Anschluss an diese Stärkung ging es wieder zum Mars-Yard, wo neben dem Aufräumen der Teamzone noch diverse Fototermine und natürlich die Siegerehrung am Nachmittag anstanden.
Für das Teilnehmer-Foto versammelten sich alle Teams auf dem großen Vulkan des Mars-Yard, wobei wir uns den Platz auf der Spitze sichern konnten.

  • Mit der Fahne in der Hand geht es auf zum Fototermin

Anschließend gab es die Möglichkeit noch auf dem Mars-Yard zu fahren und Fotos und Erfahrungen zu sammeln, sowie natürlich in den Austausch mit den anderen Teams zu treten. Dabei ist es immer wieder schön zu sehen, wie andere Teams an die Herausforderung herangehen und bestimmte Probleme lösen. Auch interessant ist es, zu sehen, wie groß die anderen Teams sind. Kleinere Teams mit teilweise weniger als 15 Leuten haben oftmals andere Lösungsansätze als Teams mit über 70 Mitgliedern! 

  • Die Teams aus Braunschweig (ERIG), Berlin (BEARS) und Dresden (STAR Dresden) mit ihren Rovern

Für die Siegerehrung haben sich alle Teams, Freiwillige und Organisatoren in der Aula versammelt. Nachdem ein paar offizielle Worte gesprochen und den zahlreichen Sponsoren und Förderern gedankt war – Danke an der Stelle auch von uns! – ging es zur Auszeichnung der besten Tasks. Hierbei wird für jeden der 5 Tasks ein Team gekürt, welches bei dieser Aufgabe durch besondere Exzellenz geglänzt hat. Dabei muss nicht zwingend das Team mit den meisten Punkten gewinnen, auch wenn natürlich gute Ansätze häufig auch mit vielen Punkten einhergehen.

Die Ergebnisse sind dabei:

Presentation – ITU Rover Team (Türkei)

Maintenance – Frankfurt Robotics Science Team (FROST) (Deutschland)

Science – ERIG e.V. (Deutschland)

Navigation – EPFL Xplore (Schweiz)

Probing – Star Dresden e.V. (Deutschland)

Wir konnten es selbst kaum glauben und hatten es tatsächlich geschafft und einen der Preise gewonnen!

  • Und der Preis für den besten Science Task geht an die ERIG aus Braunschweig!

Weiter ging es mit der Gesamtplatzierung. Hier konnte sich das Team AGH Space Systems aus Polen mit ihrer langjährigen Erfahrung bei Rover-Wettkämpfen den ersten Platz sichern. Mit der EPFL Xplore aus der Schweiz konnte ein noch sehr junges Team, was wie wir zum zweiten Mal teilnahm – einen wirklichen starken zweiten Platz gewinnen. Und der dritte Platz ging an das Team ITU Rover Team aus der Türkei.

Glückwunsch an die Sieger dieser Challenge!

  • Platz 3 in der Gesamtwertung: ITU Rover Team aus der Türkei

Im Anschluss wurden auch noch die Gesamtplatzierungen und Punktzahlen der einzelnen Teams veröffentlicht.

Dieses Jahr gab es für uns 660 Punkte und somit erneut einen soliden 5. Platz in der Gesamtplatzierung!

PlatzTeamPunkte
1AGH University of Science and Technology Poland942
2EPFL Xplore Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (Swiss Federal Institute of Technology Lausanne) Switzerland854
3ITU Rover Team Istanbul Technical University – İstanbul Teknik Üniversitesi Turkey752
4IMPULS Politechnika Świętokrzyska; Kielce University of Technology Poland732
5STAR Dresden e.V. Technical University Dresden, Technische Universität Dresden Germany660
6FHNW-Rover University of Applied Science and Arts Northwestern Switzerland FHNW, School of Engineering HT – Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, Hochschule für Technik HT Switzerland630
7Frankfurt Robotics Science Team (FRoST) Frankfurt University of Applied Sciences, Hochschule Frankfurt Germany549
8Team Interplanetar Bangladesh University of Engineering and Technology (BUET) , বাংলাদেশ প্রকৌশল বিশ্ববিদ্যালয় Bangladesh494
9UPC Space Program GRASS Universitat Politècnica de Catalunya Spain478
10Yıldız Rover Yildiz Technical University, Yıldız Teknik Üniversitesi Turkey466
11ERIG Braunschweig University of Technology, Technische Universität Braunschweig Germany464
12BEARS Technische Universität Berlin Germany458
13Sapienza Technology Team Sapienza university of Rome – Sapienza università di Roma Italy456
14Space Concordia Robotics Concordia University Canada447
15SKA Robotics Warsaw University of Technology (Politechnika Warszawska) Poland432
16Project RED Università degli studi di Modena e Reggio Emilia (University of Modena and Reggio Emilia) Italy389
17DIANA Polytechnic of Turin – Politecnico di Torino Italy376
18IUT Mars Rover – Team Avijatrik Islamic University of Technology, ইসলামিক ইউনিভার্সিটি অব টেকনোলজি Bangladesh356
19KNR Rover Team Warsaw University of Technology – Politechnika Warszawska Poland173

Nach der Siegerehrung konnten wir noch ein paar Profilbilder machen und sind dann wieder (mit Umweg über Pacman-Pizza) zu unserer Unterkunft gefahren.

Tag 5 – Heimfahrt  (11. September 2022)

Am Montag stand wieder die lange Heimreise an. Gut ausgeschlafen und mit einem Pokal in der Tasche ging es wieder zurück nach Dresden.





An dieser Stellen möchten wir uns bei unseren Sponsoren und Unterstützern bedanken, ohne die dieser Erfolg und die dazugehörigen Erfahrungen nicht möglich gewesen wären!

Vielen Dank für Ihr Vertrauen und die Unterstützung!




Die ersten Gedanken für die ERC 2023 sind schon entstanden und wir freuen uns auf ein weiteres spannendes Jahr voller Rover-Entwicklung!

We want YOU for STAR Dresden!






Text: Lucas Nöller

Fotos: Taddeus Ehrhardt, David Moll, Lukasz Widziszowski (ERC)

European Rover Challenge 2021

Am Donnerstag, dem 09. September 2021 war es endlich so weit – unsere Reise zur European Rover Challenge 2021 in Kielce, Polen, sollte beginnen. Damit wir pünktlich um 13 Uhr in Polen unseren Zeitslot für Testfahrten auf dem Mars-Yard wahrnehmen konnten, begann unsere Reise schon 4 Uhr morgens.

Insgesamt 9 STARler waren mit von der Partie und verteilt auf zwei Transporter ging die Reise mit unserem Rover ELECTRA los.
Gute acht Stunden und einige Zwischenstopps später hatten wir unser Ziel – die Kielce University of Technology – erreicht. Dort angekommen, machten wir uns zuerst einmal auf den Weg zum Marsyard, um unser zukünftiges Missionsgelände etwas näher unter die Lupe zu nehmen.

Nach einer kurzen Besichtigung und ersten Kontakten zu anderen Teams machten wir uns auf den Weg in die Teamzone. Dort bekommt jedes Team einen abgesteckten Bereich zugesprochen, in dem es an seinem Rover arbeiten kann.
Für uns galt nun, alles Werkzeug auspacken und den Rover fahrtüchtig machen!

Kurze Zeit später stellte sich leider heraus, dass der Marsyard nicht zugänglich sein wird, weswegen wir die Zeit genutzt haben, um Fehler zu beheben und uns auf unsere erste Aufgabe am Freitag vorzubereiten.
Gegen 20 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zu unserer Unterkunft – ein Airbnb Haus etwa 20 Minuten außerhalb von Kielce.

Tag zwei begann wieder viel zu früh, da um kurz nach 7 Uhr direkt eine Morgenbesprechung mit allen Teamleitern angesetzt war.

Unser weiterer Tagesplan sah um 16 Uhr den sogenannten Mega Task vor. Hierbei werden drei der vier technischen Aufgaben in einem Task gebündelt und das Team hat eine Stunde Zeit, um diese zu absolvieren. Im Detail muss der Rover dabei (nach Möglichkeit autonom) bestimmte Wegpunkte anfahren, Bilder für die wissenschaftliche Mission und von unerwarteten Gegenständen machen und Mess-Sonden verteilen und wieder einsammeln.

Aufgrund technischer Schwierigkeiten – das Differentialgetriebe konnte nicht das Gewicht von Arm und Bohrer tragen – mussten wir allerdings auf unseren robotischen Arm und den Bohrturm am Rover verzichten. Deshalb blieb nichts anderes übrig, als uns bei dieser Aufgabe auf die Navigation und das Aufnehmen von Bildern zu beschränken.
An der Startlinie angekommen, haben wir unsere Bodenstation im Zelt eingerichtet und uns mental auf die kommende Aufgabe vorbereitet.

Unser Rover Operator (Arno, 3. v.l., Bild oben) wurde dabei unterstützt von Jonas an der Telemetrie Station (ganz links), Alex G. an der Bodenstation (2. v.l.), Lucas als Navigator (2. v.r.) und Benjamin als Videooperator (rechts).

Der Rover selbst wurde von Alex K. (1. v.l., Bild unten) und Rico (2. v.l.) begleitet, um im Notfall schlimmeres zu verhindern, da die Teams an der Bodenstation keinen direkten Sichtkontakt zum Rover haben.

Bei dieser Aufgabe konnten wir die hervorragende Mobilität und Geländegängigkeit von ELECTRA unter Beweis stellen. Kein Hindernis war zu groß und mit durchgehend perfektem Bodenkontakt, dank Differential-Aufhängung, konnten wir selbst auf unebenem Untergrund mühelos fahren.
Was uns während der Mission allerdings einen Strich durch die Rechnung machte, war die etwas lockere Halterung der Batterien. So bestand bei jedem Hindernis die Gefahr, dass eine Batterie rausspringt und die Verbindung zur Bodenstation abreißt.
Einige Minuten nach Start geschah leider auch genau das und während für die Bodenstation nur die Verbindung kurz weg war, fuhr unser Rover in diesem Moment einen kleinen Kreis.
Da der Kontakt mit den Kameras wieder hergestellt war, nachdem ELECTRA genau eine volle Runde gefahren war, war dem Team an der Bodenstation nicht bewusst, was gerade passiert war.
Dazu muss erwähnt werden, dass zu diesem Zeitpunkt niemand im Team ahnte, dass ELECTRA einfach weiter fährt, wenn keine Verbindung mit der Bodenstation besteht. Das Außenteam hatte deswegen ernsthafte Zweifel an unserem kleinen (unfreiwilligen) Manöver mit der Annahme, dass alle Bewegungen des Rovers bewusst gesteuert werden.
Nichts-desto trotz hatten wir den ersten Wegpunkt perfekt erreicht und steuerten nun den zweiten von insgesamt vier an!
Und wie es so schön heißt, “Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech hinzu.”, passierte das gleiche Malheur kurz darauf noch einmal. Allerdings fuhr der Rover diesmal geradeaus weiter und die Verbindung baute sich nicht wieder von alleine auf.
Unser Elektrotechniker ahnte inzwischen, dass die Batterien vermutlich etwas locker saßen und so wurde er – bewaffnet mit einer Rolle Panzertape – zum Rover geschickt, um das Problem zu beheben.
Diese Aktion hat uns zwar wertvolle Punkte gekostet, allerdings war der Rover anschließend wieder funktionsfähig.
Zur allgemeinen Verwunderung der Bodenstations-Crew war unser Rover allerdings an einem völlig anderen Ort, als sich die Verbindung zu den Kameras wieder herstellte. Etwa 15 m weiter, waren wir in den südlichen Krater gefahren und hatten somit unfreiwillig unseren 3. Wegpunkt erreicht. Gleichzeitig hatten wir etwas Wasser am Boden des größten Kraters gefunden, in den ELECTRA ohne Verbindung zur Bodenstation einfach hinein gerutscht war! Glück im Unglück – später haben wir erfahren, dass ein anderes Team sich auf der gleichen Route beim Hineinfahren überschlagen hat.

Im weiteren Verlauf haben wir aufgrund der bereits sehr fortgeschrittenen Zeit entschieden, die Navigationsaufgabe vorzeitig zu beenden und mit dem wissenschaftlichen Teil weiterzumachen.
Im Folgenden konnten wir – neben dem Wasser – auch eine extra-terrestrische Lebensform, einen Lavatunnel und interessante Steine dokumentieren.

Damit wurde der erste Aufenthalt unseres Rovers auf dem Marsyard erfolgreich beendet. Auch wenn nicht alles geklappt, konnten wir dennoch eine Menge lernen, die Fähigkeiten unseres Rovers austesten und hatten viel Spaß, diese Mission zu planen und umzusetzen.

Um das Problem zu lösen, wurde entschieden, den Bohrer zu zerlegen und mithilfe einer der drei Alu-Profilstangen eine “Not-So-Differential-Bar” zu bauen und den Rover damit zu stabilisieren. Dadurch wurde das Differentialgetriebe blockiert und der Körper lief keine Gefahr mehr umzukippen und auf dem Boden zu schleifen. Auf diese Weise wurde zwar die Geländegängigkeit von ELECTRA “abgestellt”, welche für diese Aufgabe aber von keiner Bedeutung ist.

Nach den Vorbereitungen machten wir uns auf den Weg zum Marsyard, um die letzte Aufgabe zu bewältigen.
Dort angekommen, bereiteten wir wieder unsere Bodenstation vor und wurden vom Kampfrichter kurz eingewiesen. Anschließend hatten wir 30 Minuten Zeit, diverse Schalter zu drücken, die Spannung in einer Steckdose zu messen und einen LAN-Stecker einzustecken.

Aufgrund mangelnder Erfahrung im Umgang mit ELECTRA’s Arm hatten wir allerdings mit diversen Problemen zu kämpfen, da die optische Tiefenwahrnehmung durch eine Kamera sehr schwierig ist und wir somit ziemlich nah vor dem Panel standen. Dadurch waren wir nicht in der Lage, den Stecker zur Messung der Spannung vernünftig einzustecken und mussten diese Teilaufgabe kurz darauf aufgeben.
Im nächsten Schritt wollten wir dann die Messsonde fallen lassen, um so die Schalter besser betätigen zu können, allerdings hatten sich die Finger verkantet und die Motoren waren somit nicht in der Lage, den Greifer zu öffnen.
Mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad machten wir uns also daran, die Schalter zu drücken und konnten kurz vor Schluss tatsächlich den letzten der fünf zu drückenden Schalter umlegen!

Nach getaner Arbeit fiel eine riesige Last von uns ab, da die European Rover Challenge 2021 aus unserer Sicht abgeschlossen war. Alle Aufgaben konnten mehr oder weniger erfolgreich bewältigt werden und wir hatten ab sofort Zeit, uns mit den anderen Teams kurzzuschließen.

Am Sonntag konnten wir zum ersten Mal länger schlafen und ein gemütliches Frühstück mit frischem Obst aus dem Garten unserer Unterkunft genießen.
Kurz nach dem Mittagessen war dann der Marsyard für alle Teams geöffnet, um mit ihren Rovern das Gelände zu erkunden und den Zuschauern die Möglichkeit zu geben, hautnah dabei zu sein.

Als in der darauf folgenden Siegerehrung die Preise bekannt gegeben wurden, konnten wir uns über einen starken 5. Platz in der Gesamtwertung freuen.
Wir sind unheimlich stolz auf dieses Ergebnis, da ELECTRA unser erster Rover ist und wir uns in einem Bewerberfeld aus 57 Teams aus der ganzen Welt definitiv behaupten konnten. Natürlich sind wir bereits dabei, die European Rover Challenge 2022 vorzubereiten!

An dieser Stelle möchten wir uns für die Hilfe aller unserer Sponsoren und Unterstützer bedanken, ohne die dieser Erfolg und die Erfahrungen nicht möglich gewesen wären.

Vielen Dank an die TU Dresden, KSG GmbH, IGUS, NanoTec, RUAG Space Germany, Trinamics, Spanflug, dem FSR Maschinenwesen, RapidHarness und der Werkstatt des Campus Johannstadt.

Wenn wir dein Interesse wecken konnten und du Lust hast, Rover oder andere Experimente zu bauen, melde dich bei uns unter info@star-dresden.de!

Autor: Lucas Nöller
Fotos: Taddeus Erhardt